Konzertveranstalter Marek Lieberberg lehnt bei den Lead Entertainment Awards in Frankfurt am Main zwei Preise ab - und übt böse Kritik.

Hamburg. Er ist der Reich-Ranicki der Musikbranche: Eigentlich sollten Konzertveranstalter Marek Lieberberg bei den sechsten Live Entertainment Awards (LEA Awards) am Dienstag in Frankfurt zwei Preise überreicht werden - einer für sein Lebenswerk und ein zweiter für das Sicherheitskonzept seines Festivals "Rock am Ring". Der 64-jährige Konzert-Impresario lehnte diese Auszeichnungen jedoch ab und übt nun herbe Kritik an der Veranstaltung, die in diesem Jahr von Hamburg nach Hessen zog.

Schon lange vor der Verleihung in Frankfurt habe sich Lieberberg in einem Schreiben an Jens Michow, den Geschäftsführer des LEA Awards, gewandt und ihn gebeten, nicht für diese Auszeichnungen berücksichtigt zu werden. Eigentlich wollte sich der Frankfurter Veranstalter und Inhaber der Konzertagentur MLK nicht öffentlich zu seiner Preisverweigerung äußern. Da man vonseiten des LEA Awards jedoch nicht darauf verzichtet habe, ihn zu ehren, sehe er sich gezwungen "mit scharfer Klinge zurückzuschlagen".

In diesem Jahr habe die Veranstaltung, die einmal im Jahr besondere Leistungen im Live-Entertainment auszeichnet, "die Unverschämtheit besessen", so Lieberberg, ihn mit einem Sonderpreis für das Sicherheitskonzept seines Festivals "Rock am Ring" zu bedenken. Dieses Sicherheitskonzept soll den Veranstaltern des Awards jedoch vorab gar nicht bekannt gewesen sein. "Keiner von denen hat unser Konzept vorab geprüft oder hinterfragt. Man hat uns lediglich gebeten - und zwar erst, nachdem feststand, dass wir diesen Award bekommen -, ein paar Infos zu schicken". LEA-Chef Jens Michow betont auf Nachfrage, dass man diese Auszeichnung vor dem Hintergrund der Loveparade-Tragödie von Duisburg als ein Signal für das verantwortungsbewusste Veranstaltungsgewerbe sehe.

Marek Lieberberg jedoch sieht sich "missbraucht" dafür, die Loveparade-Tragödie auf der Galaveranstaltung zu thematisieren. "Genau dafür hat man meiner Meinung nach diesen Award kreiert." Er kritisiert "diese Beliebigkeits-Awards, wie ein obskurer Fashion-Preis oder der Sicherheits-Preis. Sie sollen davon ablenken, dass man im Rotationsverfahren seine Mitglieder bedenken will." 2007 hatte Lieberberg schon einmal einen LEA Award abgelehnt, da das von ihm organisierte Festival "Rock am Ring" damals nicht zum besten Festival gewählt worden war.

Auch den Award für sein Lebenswerk empfindet der Konzertveranstalter, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten Tourneen von Guns N' Roses, Depeche Mode sowie das Live-8-Konzert in Berlin organisiert hat, als eine Farce. "Ich kenne den LEA Award und seine Macher", so der Frankfurter, "und ich bin weder von ihrer Professionalität noch von ihrer Seriosität überzeugt. Die können mein Lebenswerk gar nicht beurteilen." Außerdem betont der MLK-Inhaber, dass sein Lebenswerk nach wie vor andauert. 2,7 Millionen Konzerttickets habe er im vergangenen Jahr verkauft und landete damit mit seiner Agentur weltweit auf Platz drei. Vielleicht erklärt das die harte Ansage in Richtung LEA Awards: "Ich brauche mir nicht von ein paar Provinzlern bestätigen zu lassen, wer ich bin", sagt er.

LEA-Chef Michow wollte die Ablehnung Lieberbergs nicht kommentieren. Er sehe auch in Zukunft keinen Grund, ihn nicht zu nominieren, wenn die Jury sein Schaffen für auszeichnungswürdig befindet. Jedoch betonte er auch, man könne Lieberberg und seine Agentur, die zweifelsfrei zu den wichtigsten Deutschlands gehöre, nicht jedes Jahr bedenken, sondern wolle auch Nischenfestivals goutieren. "Sonst könnte man sich die Verleihung sparen und den Preis jedes Jahr an Herrn Lieberberg per Post schicken."