Lykke Li und Katie Melua entpuppten sich bei ihren Hamburger Konzerten als bezaubernde Live-Künstlerinnen - jede auf ihre eigene Weise

Hamburg. Die Erfindung der Lichteffekte ist nicht unwichtig für den Zauber eines Pop-Konzerts. Wenn Blitze durchs Gebälk der Großen Freiheit zucken und der, keine Ahnung, 1000?-Watt-Strahler den Himmel des Klubs auf St. Pauli erhellt, dann werden kosmische Energien freigesetzt: Pop ist in allen Dingen. Hurra!

Weshalb man sich als Betrachter der Show der schwedischen Musikerin Lykke Li selbstverständlich willfährig den aufregend illuminierten Bewegungen auf der Bühne überlässt. Von der Decke baumeln Stoffwülste, in die sich die 25-Jährige bisweilen einwickelt, als wolle sie sich, die doch ein wunderschöner Schmetterling ist, noch einmal verpuppen. Der Schmetterling übt sich übrigens gerne auch im Ausdruckstanz, und nur wenn man sich das Formenspiel von Lykkes Armen ohne Beleuchtung denkt, wähnt man sich am Strand auf Goa, wo sich eine New-Age-Jüngerin leibhaftig ins Nirwana tanzt.

Aber Lykke Li, deren ästhetisches Programm irgendwo auch in der nordischen Mystik zu Hause ist, verliert sich gar nicht in ihren Songs: Das bekommen die 1500 Fans in der ausverkauften Freiheit schon nach wenigen Songs zu spüren. Als viertes Stück spielt die blonde Sängerin "Litte Bit", einen Hit, der nach ihrem Geschmack ein wenig zu verhalten aufgenommen wird. Sie will mehr Liebe vom Publikum, und deshalb fragt sie dann doch mal ganz direkt: Wo seid ihr eigentlich, Hamburg?

Genau hier, möchte man da antworten, wo die schönen und tollen Menschen stehen. Denn das muss dann auch mal gesagt werden: Das Publikum bei einem Lykke-Li-Konzert genügt vielleicht nicht den Ansprüchen absoluter Entrückung, sieht dabei aber gut aus.

Ein besonders schönes weibliches Exemplar unter den Besuchern unternimmt in einer der vorderen Reihen, wo man das Outfit der feschen Lykke genau in Augenschein nehmen kann, den Versuch einer Stilkritik: "Der sehr schicke schwarze Mantel gibt bei besonders engagierten Bewegungen der Künstlerin den Blick auf eine eng anliegende Bauchweghose frei."

Okay! Das mit der Bauchweghose - gut beobachtet. Lykke Li ist zwar ein apartes Persönchen, aber schaden kann er ja nicht, der straffe Hosenbund.

Das zweite, gerade erschienene Album von Lykke Li heißt "Wounded Rhymes", es ist etwas dunkler als das gefeierte Debütalbum. Seine Beats verursachen, Achtung, ein Ziehen im Bauch. Die alten Songs, vor allem "Dance Dance Dance" ("My hips they lie 'cause in reality I'm shy, shy, shy"), werden freudiger aufgenommen. Aber Lady Lykkes Aufforderung war dann doch kokett: "Tut wenigstens so, als würdet ihr die neuen Songs mögen."

Als letztes Stück vor der Zugabe spielte die Band - neben der Sängerin zwei Keyboarder, eine Backgroundvokalistin, ein Bassist und ein Schlagzeuger - dann das rhythmische "Get Some". Das ist von der neuen Platte und die beste Nummer des Abends.