Auf Kampnagel endete jetzt die sechste Ausgabe des Nachwuchs-Festivals “Freischwimmer“. Ein Höhepunkt gelang dem Züricher Duo Schick/Kalauz.

Hamburg. Als Hort der Entdeckungen war das "Freischwimmer"-Festival auf Kampnagel schon immer unverzichtbar. Die sechste Ausgabe des Treffens für den Performance-Nachwuchs bewies vor allem zum Abschluss an diesem Wochenende Qualität. "Rückzug ins Öffentliche" lautete das diesjährige Motto. Ein kontroverses, auch paradoxes Thema.

Zu einer speziellen Form von Grenzüberschreitung lud zunächst das Düsseldorfer Duo Billinger/Schulz in seinen "Romantic Afternoon". Sechs lässig gekleidete Jungperformer wagen den schwierigen Schritt vom Einzelwesen zum anderen. Erst kommt ein wenig Lippengymnastik, dann wird abgeknutscht, was der Raum an Kusspartnern bereithält.

Frauen umgarnen Frauen, Männer Männer, Männer Frauen. Später rollt man am Boden oder wirft sich leidenschaftlich gegen die Mauer. Der Kussreigen bleibt stumm, seltsam gefühlsleer und überindividuell. Verena Billinger und Sebastian Schulz hinterfragen den Akt an sich und werfen auf raffinierte Weise Gedanken nach dem Subtext des Gesehenen auf. Den Performern gebührt Hochachtung.

Ein Höhepunkt des Festivals gelingt dem Züricher Duo Schick/Kalauz. In ihrem "CMMN SNS PRJCT" (mit Vokalen: Common Sense Project) stellen sie intelligent menschliche Kommunikationsbeziehungen auf die Probe und erkunden Zwischenräume, die durch eigenwillige Tauschbeziehungen entstehen. Erst verteilen sie in Unterwäsche Geschenke vom Nudelpaket bis zum Wäscheständer, dann leihen sie sich aus dem Publikum Klamotten zusammen.

Martin Schick, irre aufgemacht mit Leggins, taillierter Jeansjacke, Stirnband und Seidenschal, leitet über zum fröhlichen Romane- und Filmeraten. Laura Kalauz versteigert die Rechte an der Performance an eine Saal-Bieterin. Das Duo ist herrlich skurril anzuschauen und verführt mit gelungenem Wortwitz zu reichlich Denkanstößen. Alles, was man von einer tollen Performance erwartet.