Die Gang Of Four präsentiert sich im Docks als fantastische Rockband, wie man sie sich wünscht, wie es sie aber nur noch selten gibt.

Hamburg. Sir Bob Geldof hat gerade beim SXSW-Festival in Austin beklagt, dass Rockmusik heute keine Haltung mehr habe und gesellschaftlich nichts mehr bewirke.

Die Gang Of Four hat er damit garantiert nicht gemeint, denn die steht für eine ernsthafte Verbindung von politischen Texten und einem tanzbaren Funk-Rock-Sound. Immer noch. Als das Quartett mit den beiden Gründungsmitgliedern Jon King (Gesang) und Andy Gill (Gitarre) auf die Bühne des Docks kommt, werden unten im Saal sehr schnell die Ohrenstöpsel klargemacht, denn die Band aus Leeds beginnt mit brachialer Lautstärke und dem neuen Song "You'll Never Pay Back For The Farm" vom gerade erschienenen Album "Content".

Gang Of Four ist eine Rockband, wie man sie sich wünscht und wie es sie nur noch selten gibt. Sie spielt präzise, laut, schnörkellos, cool und agiert als geschlossene Einheit. Die Punk-Einflüsse sind unüberhörbar, die Funk-Grooves bringen die Musik ins Rollen. Selbst wenn einige Einlagen von Zappelphilipp Jon King etwas übertrieben wirken wie seine Doppelrolle bei "To Hell With Poverty", ist dieses Konzert doch eine Offenbarung.

Die vier Musiker zeigen, warum sie in den vergangenen drei Jahrzehnten einer der wichtigsten Einflüsse für Bands wie Franz Ferdinand, Bloc Party und Radio 4 gewesen sind. Es ist dieses einzigartige Geflecht aus den knochentrockenen Bass-Riffs von Thomas McNeice, den kurz angeschlagenen Gitarrenakkorden von Andy Gill und dem knallharten, dabei aber so variablen Getrommel von Mark Heaney. McNeice und Heaney sind junge Musiker, die die Originalmitglieder Dave Allen und Hugo Burnham ersetzt haben, den typischen Sound der Gang Of Four haben sie jedoch verinnerlicht.

Die beiden Youngster in der Band, der eine mit Bubi-Gesicht, der andere mit Dreadlocks, sind deutlich jünger als die meisten Zuhörer im Publikum. Hier haben sich ein paar Hundert Vertreter der Ü40-Generation eingefunden, die Anfang der 80er-Jahre schon Alben wie "Entertainment!", "Solid Gold" oder "Hard" in ihrer Sammlung hatten, als die Gang Of Four noch ein Geheimtipp war. Die Zahl der weiblichen Zuhörer im Docks lässt sich indes an zwei Fingern abzählen. Gang Of Four war und ist Jungsmusik. Die da mitwippen, einige schon mit dem gerade gekauften aktuellen T-Shirt in der Jackentasche, werden bestens bedient, denn was die Gang Of Four in 80 auf den Punkt gespielten Minuten abliefert, ist kein schaler Aufguss früherer Stärke, sondern knallharter Rock auf der Höhe der Zeit.