Songs von Eminem, Lady Gaga und Kings of Leon lockten das Publikum beim Konzert von James Last und seiner Spitzenband nicht aus der Reserve.

Hamburg. Das nachtblaue Paisley-Sakko saß prima, und es stand ihm gut. James Last trug es wie zum Beweis dafür, dass Geist und Lebensgefühl der 60er-Jahre ihn bis heute nicht verlassen haben. In diesem Grandseigneur der deutschen Unterhaltungsmusik wohnt ein alter Hippie. Und sein gigantisch gutes Orchester agiert wie eine Kommune aus weitgehend gleichberechtigten Spitzenleuten ihres Fachs, die größten Spaß bei der Arbeit haben.

Trotzdem kam das Publikum kaum aus der Reserve - vielleicht weil die O2 World bei Weitem nicht so voll war wie vor zwei Jahren auf der Tournee zum 80. Geburtstag, als alle dachten, Last ginge danach in den Ruhestand nach Florida. Bis zum Ende lag ein Phlegma über dem Riesenladen, was auch an der trutschigen Lightshow gelegen haben mag. Außerdem war die Musik äußerst leise abgemischt. Bei ein paar Nummern kam es vor der Bühne zum Seniorentanz. Etwas befremdlich fürs gesetzte Publikum: ein Rap von Eminem, zwei Songs von Lady Gaga und "Sex On Fire" der Kings of Leon. Mit seiner Liebe zur Musik der Jungen ist Last in seiner Generation schon lange ziemlich allein.

"Musik ist meine Welt", das Motto der Tournee, löst Last durch faszinierend vielschichtige Arrangements und ein beeindruckendes Spektrum an Farben und Klang-Charakteristika ein. Bert Kaempfert und Peter Herbolzheimer sind beide tot. Lang lebe James Last, ihr Bruder im Geiste.