Er schnürt vorsichtig sein Lebenspaket: Der wunderbare Kabarettist Alfred Dorfer ließ in seiner Show “bis.jetzt“ keinen Optimismus aufkommen.

Hamburg. Der hellblaue Pullunder, mit dem er die Bühne im Lustspielhaus betritt, passt gut zum jungenhaften Charme, den Alfred Dorfer auch mit fast 50 Jahren noch versprüht. Rollkragenpullis könne er nicht überziehen, wie er später verrät, was an seinem Geburtstrauma liege, das er erlitten habe, damals, ganz am Anfang.

So hatte er denn wohl sein Paket zu tragen, sein Leben lang, dieser wunderbare Kabarettist aus Wien, der bekannt geworden ist vor allem mit seiner Zusammenarbeit mit Josef Hader in dem Kinofilm "Indien" (1993).

Im neuen Programm "bis.jetzt" schnürt er es vorsichtig auf, sein Lebenspaket. Aus den bislang vier Soli Dorfers ist dieses Programm gebastelt, was ihm ein wenig Beliebigkeit zuungunsten der Stringenz verleiht, aber das macht nichts: Dorfer, ausgebildeter Schauspieler, überspielt einfach die kleinen dramaturgischen Mängel.

Er erzählt aus seinem Leben, davon, wie er aufwuchs im Sozialbau, wo es keine Wände gab, nur Tapetenhalter. Er erzählt vom Fremdwörterstudium an der Uni, wo er lernte, dass ein Seminar kein Halbverrückter ist. Von grammatikalischen Unfällen in Talkshows am Nachmittag, in denen es den Kandidaten schwerfalle, die Fälle zu unterscheiden, da sie selbst ein Fall sind.

Alfred Dorfer ist ein intelligenter Plauderer, gelegentlich streut er böse politische Pointen ein, lässt bunte philosophische Ballons steigen, deren Luft mal ins Rätselhafte, mal ins Absurde entweicht. Dorfer ist das Gegenteil zur Zuversicht, Optimismus ist für ihn lediglich ein Mangel an Information, Dorfer ist ein Wiener und sieht also schwarz - und das mit Lust, dass es eine Freude ist. Nicht mehr das Erreichte zählt, so beschreibt er die männliche Denkungsart, sondern das Erzählte reicht.

Alfred Dorfer ist kein Josef Hader, kein Georg Schramm, kein Gerhard Polt. "Und am Ende blickst du zurück auf ein Leben voller Enttäuschungen, aber auch auf schlechte Zeiten." So ist er, der Alfred Dorfer. Da steht er dann ganz für sich allein.