Kabarettist Nils Loenicker von Alma Hoppes Lustspielhaus schreibt im Abendblatt immer montags seine satirischen Betrachtungen über Hamburg.

Eppendorf. Ab sofort wird uns und unserer Stadt ein Spiegel vorgehalten - mit leicht verzerrter Optik und extravaganten Einsichten. Mancher wird rote Ohren bekommen oder erblassen, je nachdem, die Pupillen verdrehen, vor Wut schnauben, nach Luft schnappen oder schmunzelnd zustimmen. Weil lustvoll polarisiert und der Alltag augenzwinkernd aufs Korn genommen wird - in der neuen Abendblatt-Kolumne "So war die nächste Woche", immer montags im Hamburg-Teil.

Der Bösewicht dahinter bürgt für Polemik mit Niveau: Nils Loenicker, Mitbegründer des Kabarettisten-Duos Alma Hoppe, hat es sich zum Ziel gesetzt, uns ein bisschen zu piesacken. "Ich möchte den kleinen und großen Horror aufzeigen - binnen un buten", sagt der gebürtige Eimsbütteler mit Wohnsitz in Winterhude. Motto: frisch und frech, mal liebevoll, mal ketzerisch, aber hart in der Sache. Zudem betätigt sich der Mann als Seher: "Ich behaupte, was in der kommenden Woche passiert ist." Alles klar?

Wer Nils Loenicker und seinen kongenialen Partner Jan-Peter Petersen aus dem Lustspielhaus in Eppendorf kennt, wird erahnen, was ab Montag auf uns zukommt. Weil die satirischen Betrachtungen der beiden herzhaften Fieslinge seit 1984 für Qualität, Nachdenklichkeit und Lachsalven bürgen. Damals wagten die zwei Freunde den Sprung ins Niemandsland und etablierten auf der Bühne der Kneipe Mon Marthe an der Tarpenbekstraße Kabarett vom Feinsten. Getreu der Devise: Jeder, aber wirklich auch jeder kriegt sein Fett weg! Zehn Jahre später wechselten sie ins gediegene Gemeindehaus der gegenüber liegenden Kirche St. Johannis, ins heutige Lustspielhaus. Neben Alma Hoppe pflegen in dem charakterstarken Saal mit 350 Sitzplätzen namhafte Künstler wie Hans Scheibner groß aufzuspielen. Sonst waren und sind dort Dieter Hildebrandt, Henning Venske, Volker Pispers und weitere Granden des Humors zu Hause.

47 Programme präsentierte Alma Hoppe seitdem, darunter eineinhalb Jahre die "Männerwirtschaft". Derzeit läuft die "Räumpatrouille", vom 27. April an kommen "Chinesen zum Frühstück". Mehr als 600 000 Zuschauer haben das dienstälteste Kabarettistenduo Deutschlands bisher live gesehen. Im Fernsehen waren es noch mehr: Als "Bauer Hader" (Humor direkt vom Erzeuger), der die Welt aus seiner Sicht erklärt, schritt Loenicker zur Tat. Tatsächlich fährt Loenicker nicht mit einem Trecker, sondern einem Mercedes 350 SLC durch Hamburg. Baujahr 1973, goldfarben, olivgrünes Velour. Passend zu einem Kreativen, der die "Hamburger Theaternacht" erfand. Alma Hoppe weit nach Mitternacht vor mehr als 2000 Besuchern in der Staatsoper, das hatte was. Dass der Name Alma Hoppe von einem Apfelsaft aus dem Alten Land stammt, der längst nicht mehr hergestellt wird, ahnen nur die Älteren.

Immerhin bringt es Loenicker auf 51 Jahre und verfügt über die ideale Reife, den Horror des Alltags mit Spaß und Lebensfreude zu begegnen. Dass er diesem Vergnügen einträglich auf der Bühne nachgeht, verblüfft nach wie vor. 13 Jahre war der gelernte Informationselektroniker bei den vormaligen Hamburger Elektrizitätswerken nur bedingt zu Witzen aufgelegt. Und das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der HWP quittierte Loenicker nach dem fünften Semester, um das komödiantische Wagnis einzugehen. Als seine Kommilitonen wenig später als Aushilfskräfte bei ihm an der Kasse arbeiteten, wusste der Jungunternehmer: "Ich hab das Prinzip Wirtschaft verstanden." Auch ohne Abschluss.

Mit Partner Petersen managt Loenicker den Theaterbetrieb mit acht festen und 30 freien Mitarbeitern. Staatliche Unterstützung fürs Lustspielhaus? Fehlanzeige. Das ist auch gut so. Weil Unabhängigkeit frei macht, bei Bedarf alles und jeden aufs Korn nehmen zu können.