Wegen der gestiegenen atomaren Gefahr ziehen viele Korrespondenten nach Osaka

Hamburg. Treibt eine radioaktive Wolke auf die japanische Hauptstadt zu? Viele Fernseh- und Hörfunk-Korrespondenten deutscher Sender wollten die Antwort auf diese Frage gestern nicht mehr abwarten und haben Tokio wegen der verstärkten Atomgefahr verlassen. Diese Entscheidung teilten NDR, ZDF und die RTL Mediengruppe Deutschland gestern mit. ARD-Journalist Robert Hetkämper und eine kleine Crew blieben bis auf Weiteres in Tokio, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke. Reporterin Ariane Reimers sei mit einem Team im Nordosten der Hauptinsel unterwegs, aber außerhalb der unmittelbaren Gefahrenzone.

"Professionelle Reporter und Korrespondenten sind wichtiger denn je. Es gilt Bilder und Fakten zu verifizieren", sagte Thomas Hinrichs, der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell, gestern dem Abendblatt, "ganz wichtig ist die Einordnung, sonst wird man von der Flut der schrecklichen Bilder überfordert. Die Menschen vertrauen uns, das verpflichtet." Jedoch: Die Sicherheit der Mitarbeiter sowie der einheimischen Kräfte habe "oberste Priorität", so Gartzke. Er betonte, dass alle Einsätze aus freien Stücken abliefen. Wer wolle, könne auch das Land verlassen.

Die ZDF-Reporter Johannes Hano und Jörg Brase arbeiteten jetzt bereits von Osaka aus, sagte ein Sendersprecher in Mainz. Vier Mitarbeiter sind nun von der Millionenstadt im Südwesten der japanischen Hauptinsel Honshu aus tätig. Von 18 Menschen in Tokio, inklusive deren Angehörigen, seien noch vier in Japan. Auch die Mediengruppe RTL zieht die beiden noch in Japan arbeitenden Reporter aus Tokio ab. Journalist Roger Saha sei schon vor einigen Stunden nach Osaka gefahren, sagte eine n-tv-Sprecherin gestern Vormittag. Carsten Lueb befinde sich derzeit noch in Tokio, sollte sich aber in Kürze auf den Weg machen. Die Sicherheit gehe vor, sagte die Sprecherin.

Für die ARD berichten derzeit drei Fernsehkorrespondenten und zwei Hörfunkkorrespondenten aus Japan. Ein großes Problem für das Team sei die Unsicherheit darüber, welche konkrete Gefährdung vom nur 240 Kilometer von Tokio entfernten Atomkraftwerk Fukushima ausgehe, sagte Gartzke. Da sich eine weitere Zuspitzung der Gefährdungslage abzeichne, seien die Hörfunkjournalisten Peter Kujath und Carsten Vick mit dem Team des Hörfunkstudios ins 500 Kilometer weiter südlich gelegene Osaka umgezogen. "Was das weitere Vorgehen betrifft, ist für uns neben den Informationen der japanischen Regierung die Einschätzung des Krisenzentrums beim Auswärtigen Amt in Berlin besonders wichtig. Wir stehen daneben in engem Kontakt mit unseren Kollegen vom ZDF", teilte NDR-Sprecher Gartzke gestern mit. "Falls es erforderlich würde, wäre auch die Möglichkeit, das Land vorübergehend komplett zu verlassen, eine Handlungsoption."