Das Indie-Quartett Tu Fawning aus der Heimat von Courtney Love stellt heute sein aufregendes Debütalbum “Hearts On Hold“ im Hafenklang vor.

Hafenklang. Portland, im US-Bundesstaat Oregon gelegen, wird für seine libertäre Moral gerühmt. Anders als im sonst so prüden Nordamerika, gibt es hier Nacktbadestrände, die 80 Stripklubs werden vor allem von Touristen aus anderen Bundesstaaten frequentiert, wer Marihuana raucht, braucht die Polizei nicht zu fürchten. So ein Ort lockt natürlich Künstler und Freigeister aller Couleur an.

Die Musikszene der 600 000-Einwohner-Stadt zählt zu den kreativsten in den USA. Courtney Love wuchs hier auf, Beth Ditto von The Gossip und Elliott Smith lebten hier, die Stadt hat Indie-Bands wie Portugal, The Man, The Thermals und Menomena hervorgebracht und eben auch Tu Fawning. 2007 gründeten die Folksängern Corinna Repp und der Gitarrist Joe Haege die Band. Anfang dieses Jahres erschien auf dem Berliner City-Slang-Label das Debüt "Hearts On Hold" - ein Werk, das von Musikern konzipiert wurde, die nicht mit im Strom schwimmen. Portland-typisch irgendwie. Das erste Album dieses Jahr, das aufhorchen ließ.

Die zehn Songs sind verschachtelt und komplex, afrikanische und indonesische Rhythmen werden getrommelt. Zu Gitarre, Klavier und Schlagzeug kommen Posaune, Trompete, Geige, Orgel und Perkussion-Instrumente, denn Repp und Haege erweiterten Tu Fawning um die Multiinstrumentalisten Liza Rietz und Toussaint Perrault.

"Wir wollten keine stereotypische Rockinstrumentierung", sagt Haege, der mit 31 Knots noch eine weitere Band anführt. Bei ihren Konzerten herrscht oft ein ziemliches Durcheinander auf der Bühne, denn die vier Musiker wechseln während der Auftritte ständig die Instrumente.

Auch das Songwriting unterscheidet sich von der subjektiven Befindlichkeits-Lyrik anderer Popkünstler, deren Texte sich vor allem um Liebe und Trauer drehen, oft mit autobiografischem Hintergrund. "Wir sind diesen Subjektivismus leid", sagt Haege. ",Hearts On Hold' ist textlich eher wie ein Buch mit erfundenen Geschichten über erfundene Charaktere, die nichts mit meinem oder Corinnas Leben zu tun haben. Das ,Ich' interessiert uns nicht." Die oft verschlüsselten Texte tragen Titel wie "Apples And Oranges", "Diamonds In The Forest" oder "Hand Grenade". "Natürlich soll unsere Musik Emotionen hervorrufen. Aber wir wollen mehr Tiefe. Wenn wir Musik machen, laufen bei uns im Kopf Filme ab, so, als würde man auf einem stürmischen Bergwipfel Schlagzeug spielen", sagt Joe Haege.

"Hearts On Hold" ist denn auch wie ein Film noir und klingt oft düster. Aber das hat mit Portland zu tun. Die Region um die Stadt gehört zu den regenreichsten in den USA. Doch Haege liebt dieses Wetter: "Es gibt nichts Schöneres, als einen Kaffee zu trinken und Klavier zu spielen, wenn es draußen regnet."

Tu Fawning: heute, 21.30, Hafenklang (S Königstraße); Große Elbstraße 84, Eintritt 14,-; Internet: www.tufawning.com