Karin Beier kommt vom Schauspiel Köln ans Deutsche Schauspielhaus, Kunsthallen-Kuratorin Sabrina van der Ley geht an die Nationalgalerie Oslo.

Hamburg. Gründe fürs Kommen und Gehen in Hamburgs Kultur lassen sich in diesen Tagen des politischen Paradigmenwechsels an zwei Personalien beispielhaft ablesen: Karin Beier, designierte Intendantin des Schauspielhauses, hat ihre Verhandlungen abgeschlossen, teilte die Kulturbehörde gestern mit. Man suche einen kurzfristigen Termin für die Unterzeichnung des Vertrags, in dem man der Kölner Schauspielchefin - deren Büro von dieser Suche aber noch nichts wusste - weitreichende finanzielle Zugeständnisse gemacht hat. Für den Amtsantritt gehe man von der Saison 2013/14 aus.

Andererseits ist jetzt nur wenige Meter Luftlinie von der Kirchenallee entfernt eine Führungsposition neu zu besetzen. Sabrina van der Ley verlässt schon zum Mai ihre Stelle als Kuratorin in der Galerie der Gegenwart, um die zeitgenössische Sparte der Nationalgalerie in Oslo zu übernehmen. Das Museum gewann die Kuratorin, die Ende 2008 mit einem Vierjahresvertrag angetreten war, mit deutlich besseren Bedingungen, als sie die klamme Kunsthalle bieten kann. Durch diesen Weggang sind dort jetzt zwei der acht Kuratorenstellen unbesetzt. Während die Galerie der Gegenwart keine einzige Ausstellung und keinen Ankauf ohne externe Geldgeber realisieren kann, gibt es in Oslo unter anderem einen Grundetat für vier Schauen jährlich, die Stadt will nach ihrem Opern-Neubau auch im Museumsbereich international punkten. "Man muss nicht mehr für jeden Groschen betteln gehen", summiert van der Ley die Unterschiede.

Kunsthallen-Geschäftsführer Roman Passarge zeigte sich um Schadensbegrenzung bemüht. Doch wann, wie und zu welchen Konditionen die Leerstelle neben der Co-Kuratorin Petra Roettig gefüllt werden kann, ist derzeit ungewiss. Nicht zuletzt auch, weil unbekannt ist, wie der nächste Kulturbehörden-Präses heißt, der dann auch im Stiftungsrat mitzuentscheiden hat.

Unterdessen endete in Köln eine nicht einmal mit Karneval zu erklärende Posse um den Verbleib von Karin Beier. Offenbar waren Strippenzieher im Rathaus auf die Idee gekommen, die Theatermacherin schneller als von ihr geplant loszuwerden. Opern-Intendant Uwe Eric Laufenberg sollte 2012 zum Interims-Generalintendanten befördert werden und so auch die Lufthoheit über die Sanierungen der städtischen Bühnen bekommen, die er billiger hinbekommen könne. Laufenberg hatte - obwohl auf Dienstreise - flott zugesagt. Doch Beier, die man vor vollendete Tatsachen stellen wollte, ging auf die Barrikaden, gewann und bleibt nun Schauspiel-Chefin. Die Coup-Pläne sind vom Tisch; Laufenberg erklärte hinterher, er habe sich überreden lassen, obwohl ihm klar gewesen sei, dass die Struktur auf Dauer falsch gewesen wäre.

In einem offenen Brief beschwerte sich Beiers Ensemble über die Methoden der Kölner Kulturpolitik. Darin hieß es: "Fassungslos fragt man sich, was schlimmer ist: das Maß an provinzieller Wurstigkeit, mit der die Stadt Köln die Intendantin des derzeit erfolgreichsten deutschsprachigen Theaters offenbar so schnell wie möglich loswerden will, oder die plumpe und intrigante Art und Weise, wie diese Pläne im bananenrepublikartigen Hauruckverfahren durchgedrückt werden sollen." Wie Beier in der Übergangs-Spielzeit 2013/14 konkret in Köln arbeitet, wenn sie dann zeitgleich ihre erste Schauspielhaus-Saison leitet, ist noch unklar.