Das Drama “Der ganz große Traum“ mit Daniel Brühl erzählt pathetisch und langatmig, wie der Fußball nach Deutschland kam.

Schon klar, Fußball ist eine ernste Sache - auch für die Deutschen. Das weiß jeder, nicht erst seit dem zwar fröhlichen aber auch dramatischen Sommermärchen 2006 oder der verpatzten Titeljagd 2010. Da scheint es nur logisch, geradezu notwendig, einen bedeutungsschweren Film darüber zu drehen, wie der Fußball nach Deutschland kam. "Der ganz große Traum" ist dieser Film, und wie sich das für eine deutsche Produktion gehört, dürfen darin die üblichen Verdächtigen nicht fehlen. So spielt Daniel Brühl den Lehrer Konrad Koch, der in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts aus England nach Braunschweig kam, um Englisch zu unterrichten, und dafür den anarchischen Sport bemühte. Burghart Klaußner gibt den gutmütigen, aber opportunistischen Schuldirektor, Axel Prahl den handfesten Fabrikanten und Justus von Dohnányi den elitären Großbürger.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Von dem reformfreudigen Schulleiter Merfeld (Klaußner) nach Deutschland zurückgeholt, stellt der junge Lehrer Koch schnell fest, dass an der Schule einzig und allein preußischer Drill und Gehorsam herrschen. Mit seiner unkonventionellen Art, den Schülern Englisch beizubringen, sie als gleichberechtigte und ernst zu nehmende Menschen zu behandeln und nichts auf Standesunterschiede zu geben, eckt er bald an. Und dann auch noch das Fußball-Spiel, mit dem er den Jungens der Untertertia Tugenden wie Freundschaft und Kameradschaft vermittelt. Anfänglich selbst noch skeptisch ob des ganz und gar nicht preußischen Sports und des ungewöhnlichen Unterrichts, durchleben auch die letzten Zweifler unter den Jungen eine pathetisch mit Musik inszenierte Läuterung - nicht so die Eltern aus der ehrwürdigen Gesellschaft, die Koch so schnell wie möglich wieder loswerden wollen.

"Frei nach wahren Begebenheiten", wie es eingangs heißt, erzählt Regisseur Sebastian Grobler die Geschichte, die allerdings oft zu einem überladenen Kostüm- und Kulissenfilm gerät. Daniel Brühl nimmt man den ernsthaften und zugleich unkonventionellen, in England sozialisierten Lehrer im ausgehenden 19. Jahrhundert einfach nicht ab. Dass der Film mit 114 Minuten durchaus länglich ist, fällt da kaum noch ins Gewicht. So bleibt wenigstens genug Zeit zum Bierholen zwischendurch.

++--- Der ganz große Traum D 2010, 114 Min, o. A., R: Sebastian Grobler, D: Daniel Brühl, Burghart Klaußner, Justus von Dohnányi, im Abaton, Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, UCIs Mundsburg, Smart-City; www.derganzgrossetraum.de