Heute startet der Film “Der ganz große Traum“ mit Daniel Brühl. Der Film feiert den Fußballpionier Konrad Koch. Rainer Moritz hat das Buch dazu geschrieben.

Hamburg. Der Kinnbart von Daniel Brühl ist nicht die Hauptattraktion, das ist ganz klar: der Fußball. Der neue Film mit dem Schauspieler heißt "Der ganz große Traum", er erzählt die (reale) Geschichte des Braunschweiger Altphilologen Konrad Koch. Der hat, so sagt es der Untertitel von Rainer Moritz' neuem Buch, eine große Tat vollbracht. "Der ganz große Traum ... oder wie der Lehrer Konrad Koch den Fußball nach Deutschland brachte" heißt nämlich dieses Buch zum Film.

Wer etwas darüber erfahren will, wie das Fußballfieber 1874 in Deutschland entfacht wurde, der kann also ab sofort ins Kino gehen oder seine Nase zwischen zwei Buchdeckel stecken. Beides lohnt sich, sagt Buchautor Moritz, der im Hauptberuf Chef des Hamburger Literaturhauses ist. Und großer Fußballfan. Als solcher ist der 1958 geborene Moritz bekannt, einst verfasste er ein kluges Buch über die schwierigste Fußballregel ("Abseits. Das letzte Geheimnis des Fußballs"), jetzt fiktionalisierte er die Lebensgeschichte des Paukers aus Braunschweig. Die Vorlage war der Film selbst, also das Drehbuch von Philipp Roth und Johanna Stuttmann.

"Es ist trotzdem reizvoll, zu einem vorliegenden Werk ein Kunstwerk mit anderer Ästhetik zu schaffen. Ich konnte den Film beim Schreiben des Buchs in einer Rohfassung sehen, und auch das Drehbuch verdeutlichte bereits: Ich muss mit dem Plot anders verfahren. Filmische Szenen- und Ortswechsel sind in der Literatur ja nicht möglich. Und deswegen zwangen mich die Gegebenheiten quasi zu einigen Freiheiten", sagt Moritz.

Als Fachmann, der wahrscheinlich alle deutschen Fußballmeister seit 1963 (ach was: seit 1903!) im Schlaf aufsagen kann, kannte der Schwabe, der in jungen Jahren Schiedsrichter in diversen baden-württembergischen Amateurligen war, natürlich das Schicksal Kochs.

Er war der Mann, der die "Fußlümmelei", wie feiste Bürger den tollsten Sport der Welt abschätzig in seiner Anfangszeit nannten, gegen viele Widerstände populär machte. Davon handeln Buch und Film. "Die Entdeckung des Teamgeists war eine wichtige Sache, die der englische Sport den Braunschweiger Untertertianern damals vermittelte, und Teamgeist ist ja eine zeitlose Qualität", erklärt Moritz. Überdies gelte Konrad Koch als wesentlich bei der Erstellung des ersten deutschen Fußball-Regewerks, "und da musste er zunächst viel ins Deutsche übersetzen". In Film und Buch gibt sich Konrad nicht nur der Liebe zum Kicken hin, er fühlt sich auch zu der Mutter eines Schülers hingezogen. Historisch verbürgt ist das nicht, fällt aber in den Bereich der künstlerischen Freiheit.

Für Fußball-Kenner hat Moritz, in Abweichung zum ebenso unterhaltsamen Film, ein paar Gags in seine Buchversion von "Der ganz große Traum" eingebaut: So heißt einer der Schüler, der da so begeistert in dem Team aus Arbeiterkindern und Bankierssöhnen kickt, Lothar Ulsaß. Eine Reminiszenz an den besten Spieler von Eintracht Braunschweig, als der Verein 1967 zum einzigen Mal deutscher Meister wurde.

"Der ganz große Traum" läuft ab heute in vielen Kinos, Filmkritik im aktuellen LIVE-Heft, Seite 7.

Rainer Moritz stellt sein Buch am 2.3. im Kulturwerk in Rahlstedt vor, Beginn 20.30, Tickets 8 Euro.