“Taken By A Stranger“ ist für das TV-Publikum “Unser Song für Deutschland“ - eine gute Wahl.

Hamburg. Die letzten drei Wochen dürften ein Wechselbad der Gefühle für Lena Meyer-Landrut und Stefan Raab gewesen sein. Zwar überzeugte Lena gestern mit dem Siegertitel "Taken By A Stranger", mit dem sie beim Eurovision Song Contest am 14. Mai in Düsseldorf antritt, der Weg bis dahin war aber beileibe kein Selbstgänger.

Die Quoten der beiden Halbfinals der ARD/ProSieben-Sendung "Unser Song für Deutschland" waren enttäuschend, und Raabs Kritiker entdeckten endlich eine Schwäche am unschlagbaren "Mr. Grand Prix". Eine Show, die sich nur um das abgenutzte Prinzip Lena und die penetrante Werbung für ihr zweites Album "Good News" drehte, so das allgemeine Urteil.

"Good News" kletterte zwar auf den ersten Platz der Albumcharts, trotzdem zeigte sich Raab vor dem Finale biestig: Die Journalisten würden durchdrehen, grollte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Er jedenfalls empfand die Kritik am Showkonzept als undankbar: "Lena ist die erste Casting-Künstlerin, die es geschafft hat, mit einem zweiten Album in Folge auf Nummer eins der Charts zu landen", sagte er.

Damit lag er falsch. Die No Angels hatten drei Nummer-eins-Alben in Folge - und landeten beim Eurovision Song Contest 2008 auf dem 23. Platz. Und wenn schon, denn gestern zeigte Lena, dass auch ein ungewöhnliches, düsteres und beatlastiges Lied wie "Taken By A Stranger" das Zeug hat, aus dem Wust standardisierter, eurovisionärer Pop-Beschallung herauszuragen - noch mehr als "Satellite". Eine Titelverteidigung ist nicht unmöglich.