Phillipp Otto Runge in einer Doku von Nathalie David

Abaton-Kino. Fremd wirken sie für unsere Augen, die Bilder "Der kleine Morgen" und das Fragment gebliebene "Der große Morgen" mit ihren mystischen Naturlandschaften und himmelwärts strebenden Engelsdarstellungen. Die Bilder des in Wolgast geborenen, über Kopenhagen und Dresden nach Hamburg gelangten Malers Philipp Otto Runge (1777-1810) sprühen vor Allegorien, und ihr Symbolgehalt ist schwer zu entschlüsseln. Runge gilt als einer der kühnsten Vordenker der Romantik und als großes musisches Talent seiner Generation.

Noch bis zum 13. März ist die große Retrospektive "Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik" in der Kunsthalle zu sehen. Intensivere Einblicke in Fühlen, Denken und Arbeiten des im Alter von 33 Jahren an Tuberkulose verstorbenen Künstlers gibt die Filmemacherin Nathalie David in ihrer Dokumentation, die den Namen der Ausstellung trägt. Kuratoren, Restauratoren und Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner bemühen sich darin, die Produktionsweisen Runges zu erhellen. Es liegt eine kontemplative Stimmung über dem Film, der an diesem Sonntag in Anwesenheit von David und Gaßner im Abaton-Kino zu sehen ist.

Die Mitarbeiter beugen sich über Zeichnungen, Vorstudien, Infrarotaufnahmen. Die größte Nähe zum Künstler stellt sich jedoch her, wenn er selbst aus seinen Briefen und Gedichten spricht. Zum Beispiel über seine Auffassung einer neuen, mystisch aufgeladenen "Landschafterey". Oder über seine 3-D-Farblehre in Kugelform, eine Pionierleistung, zu der er sich in einem Briefwechsel mit Goethe austauschte.

Im Bewusstsein, dass schönste Werke von schönen Seelen hervorgebracht werden, liest Runge Homer, Schiller und Herder und inhaliert ihre Ideen. Lieber gesteht er sich einen Fehler in der Ausführung eines Werkes zu, als in seinen Gedanken. Er will das nicht Darstellbare darstellen, das Göttliche in der Natur, im Menschen, überhaupt. Der Film vermittelt einen lebensnahen Eindruck davon. Den Ausstellungsbesuch ersetzt er nicht.

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik Premiere mit Regisseurin Nathalie David und Gästen So 20.2., 13.30, Abaton-Kino (Metrobus 4,5), Allende-Platz 3, Eintritt 7,50/erm. 6,50; www.abaton-kino.de