Jury wählt zwei Kampnagel-Koproduktionen fürs Theatertreffen

Hamburg. Sieben Kritikerinnen und Kritiker sitzen in der Jury, die für das Berliner Theatertreffen die bemerkenswertesten Aufführungen der Saison auswählt. Rund 350 Inszenierungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden von ihnen gesichtet und diskutiert. In diesem Jahr soll sich die Jury besonders schwergetan haben.

Bei der getroffenen Auswahl hat man nun weitgehend auf die arrivierten Häuser in Hamburg, Berlin und München verzichtet, wie auch auf Regienamen wie Thalheimer, Kimmig, Marthaler oder Stemann, die alljährlich eingeladen werden. Stattdessen hat man auf kleinere und Alternativ-Theater gesetzt aus Schwerin, Dresden, Berlin-Kreuzberg oder Oberhausen. Die großen Gewinner heißen aber Kampnagel Hamburg sowie bei den Regienamen Karin Beier und Herbert Fritsch, die je zweimal nominiert worden sind.

Am Schauspiel Köln, wo Karin Beier Intendantin ist, hat sie Anton Tschechows "Der Kirschgarten" inszeniert sowie Elfriede Jelineks "Das Werk" / "Im Bus" / "Ein Sturz". Beiden Inszenierungen der Regisseurin, die derzeit als heißeste Favoritin für die Intendanz am Hamburger Schauspielhaus gehandelt wird, wird attestiert, sie seien "großes Schauspielertheater".

Kampnagel hat Christoph Schlingensiefs letzte Regiearbeit "Via Intolleranza II" koproduziert, ebenso "Testament" vom Performance-Kollektiv She She Pop. Zum ersten Mal, aber dann gleich zweimal, wurde der 60-Jährige Herbert Fritsch eingeladen, der sich mittlerweile als Regisseur durch die sogenannte Provinz arbeitende einstige Volksbühnenschauspieler und Spezialist für Katastrophen - mit Ibsens "Nora" aus Oberhausen und Hauptmanns "Biberpelz" aus Schwerin.

Bleiben noch "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller in der Regie von Stefan Pucher vom Schauspielhaus Zürich, "Die Beteiligten" von Kathrin Röggla vom Wiener Burgtheater, Regie Stefan Bachmann, "Don Carlos" von Friedrich Schiller inszeniert von vom Staatsschauspiel Dresden und die aufregende Inszenierung um Integration, "Verrücktes Blut", von Nurkan Erpulat und Jens Hillje in der Regie von Nurkan Erpulat vom Ballhaus Naunynstraße in Berlin. Eine anregende, aufregende Auswahl, die nicht nach Konsens klingt und die man Anfang bis Mitte Mai in Berlin verfolgen kann.