Hauptdarsteller Colin Firth ist meisterhaft und seine Leistung mindestens einen Oscar wert

Was ist der Unterschied zwischen Madonna und einem Mann wie Tom Hooper? Ganz einfach: Die amerikanische Pop-Diva interessiert sich für die Oberfläche, während der britische Ausnahme-Regisseur zeigen will, was sich hinter ihr verbirgt. In diesem Fall geht es um den englischen König Edward VIII., der 1936 abdankte, weil er seine Beziehung zu der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson nicht aufgeben wollte. Madonna widmet diesem Mann ihre zweite Regie und führte einem handverlesenen Publikum am Rande der Berlinale erste Schnipsel davon vor. Die Begeisterung hielt sich anschließend in Grenzen. Die der Festivalleitung sowieso.

Hoopers meisterhaftem Film "Die Rede des Königs" erweist das Festival hingegen heute Abend die Ehre einer Gala-Aufführung im Friedrichstadtpalast. Zu Recht. Wohl selten hat man das Kino ergriffener und glücklicher verlassen als nach der Begegnung mit "Bertie", wie Edwards jüngerer Bruder Albert in der Familie genannt wurde, der nach Edwards Fahnenflucht den Thron besteigen musste. Colin Firth spielt diesen schüchternen Mann, der vor jedem öffentlichen Auftritt in Panik gerät, weil er sein schweres Stottern nicht ablegen kann. Sein Bertie hat schon eine lange medizinische Tour der Leiden hinter sich, als er - angefleht von seiner Frau Elizabeth (Helena Bonham-Carter) - in einen letzten Versuch einwilligt. Und tatsächlich: Ein Australier, der sich an der Harley Street niedergelassen hat, verspricht Albert Heilung. Allerdings nur unter einer Bedingung: Es ist nicht der Duke of York, der die Regeln aufstellt, sondern Lionel Logue. Und zu diesen Regeln gehört schon mal, dass sich der Duke mit "Bertie" anreden lassen und seinen neuen Therapeuten "Lionel" nennen muss.

Geoffrey Rush steht Colin Firth in seiner Rolle um nichts nach. Er umgibt seinen Lionel mit einer wunderbaren äußerlichen Robustheit, die das Mitgefühl mit dem in seinen Ängsten gefangenen Thronfolger so eben noch kaschiert. Oder die Verletztheit, wenn ihn sein verzweifelt-wütender Patient buchstäblich im Regen stehen lässt.

Schöner, herzerwärmender, großartiger kann Kino nicht sein. Und am Ende, wenn Bertie, der nun als George VI. regiert, die wichtigste Rede seines Lebens hält, wird niemand seine Tränen zurückhalten können.

"Die Rede des Königs" kommt morgen in unsere Kinos. Der Film ist für zwölf Oscars nominiert. Dass Colin Firth leer ausgeht, ist nicht vorstellbar. Falls doch, sollte man die Oscars sofort abschaffen.