Der Hamburger Künstler Baldur Burwitz zeigt seine kuriosen Arbeiten - diesmal verschlossene Safes - in der Galerie Borchardt noch bis zum 19. März.

Galerie Borchardt. Die gute Nachricht: Es gibt sie noch, die Impresarios des Absurden und Sinnlosen. Die bessere Nachricht: Einer von ihnen weilt mitten unter uns.

Und den haben seine Eltern auf den Namen Baldur getauft. Das klingt ein wenig nach Louis de Funès und seinem Alter Ego Balduin. Aber dieser heißt nun mal Baldur, Baldur Burwitz mit vollem Namen, und stellt zurzeit in der Galerie Borchardt aus.

Ein wenig hat er aber doch von seinem Fast-Namensvetter Balduin. Wie dieser kennt er nämlich kein Pardon, wenn's ans Eingemachte geht. Aber just dieses Eingemachte ist das einzige Problem in Burwitz' Ausstellung. Die Besucher kommen partout nicht ran, mögen sie sich noch so anstrengen. Dabei gibt Burwitz ihnen 13-mal die Möglichkeit dazu. Doch jedes Mal ist das Eingemachte wie verriegelt. Und der Hilferuf nach einem passenden Code verhallt unerhört in den Wänden der Galerie.

Auch Galerist Peter Borchardt weiß nicht weiter und drückt seinen Gästen lieber einen kleinen Katalog mit dem Namen "Safe" in die Hand.

13 ganz normale Möbeltresore, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen, sind in der Galerie verbaut. Einer steckt mitten in der Wand, im Diptychon haben sich zwei weitere als Paar zusammengefunden, während als Bodenarbeit den Besuchern ein vierter zu Füßen liegt. Viel lässt sich mit den Dingern nicht anfangen. Denn keiner - also wirklich gar keiner - dieser Safes lässt sich knacken, kein Schlüssel lässt sich finden. Die Betrachter bleiben Betrachter. Sie haben draußen zu bleiben wie geifernde Hunde vor der Fleischerei.

Was also tun? Eine kleine Liste gibt ein klein wenig Orientierungshilfe. Zu dem einen Tresor etwa heißt es "Idee für eine Zeichnung", zu einem anderen "Idee für eine Lithografie". Aha! Der Künstler wirft sein Publikum also zurück ins Reich ihrer selbst, in ihren eigenen Tresor, ihre persönliche innere Schatzkiste. Burwitz liefert technisch-formale Vorgaben, der Betrachter die Ausführung. Ist das Konzept-Kunst?

"Nein", lautet die entschiedene Antwort von Rik Reinking, Katalogautor und Sammler von Burwitz-Werken. Der Künstler zeichne vielmehr auf Umwegen, so Reinking, "das Porträt des Betrachters, welches aus dessen selbst gesammelten individuellen Erfahrungen entsteht". Wow, hätte das Schneewittchens Stiefmutter gewusst! Von wegen Spieglein, Spieglein an der Wand.

Heute heißt es Tresörlein, Tresörlein an der Wand, um zu erfahren, wer die Schönste im ganzen Land ist. Und das mag sogar auf die eine oder andere Weise stimmen. Klingt da etwa ein wenig Kapitalismus-Kritik an?

Sei's drum. Burwitz trägt den Witz nicht nur in seinem Namen, sondern vor allem in seinem Werk. Schon früher fiel er durch charmant sinnvolle Sinnlosigkeit auf, produzierte künstliche Maulwurfshügel, entwarf einen sich verkleinernden Partyraum, der die Gäste mit der Zeit förmlich rauskomplimentierte oder griff in vermeintliche Abbrucharbeiten im Gängeviertel ein: Mit einem riesigen Bagger bugsierte er eine schlichte Birne durch ein Fenster - das Obst als eine Art neuer Abrissbirne zum Zeichen innerer Befruchtung.

Da dürfte selbst Karl Valentin mit einem "Respekt!" antworten.

Baldur Burwitz: "Safe" bis 19.3., Di-Fr 12.00-18.00, Sa 11.00-16.00, Galerie Borchardt (U Messberg), Hopfensack 19, T. 38 89 88