Hamburg. Da hat man sie noch einmal, die Szene, die ganz gut beschreibt, um was es im Gängeviertel ging und immer noch geht: Da wird ein Abrissbagger reingefahren, und der steht dann da wie eine Bedrohung. Künstler sind da, die Künstler, in Hamburg bitte nur noch mit dem bestimmten Artikel, und Leute, die aus anderem Grund auf diesem Grund stehen als dem, hier eine Kreativzelle in historischer Umgebung zu bilden. Der Künstler Baldur Burwitz will mit einer Aktion das symbolisieren, was dem Gängeviertel gedroht hätte, wenn die Stadt den Gebäudekomplex nicht vom Investor zurückgekauft hätte. Er will die Abrissbirne schwingen. Deshalb fährt ein Bagger vor, und zwar einer von eben jener Firma, die ursprünglich tatsächlich mit dem Einreißen der alten Bausubstanz beauftragt wurde.

Und dann kommen die Leute von Bauunternehmer August Prien, der gegenüber einen Bürokomplex, das BrahmsQuartier, gebaut hat, und wollen die Aktion erst einmal stoppen. Das Gelände gehört ihnen schließlich. Es geht noch einmal kurz um Gebietskämpfe, so wie in der ganzen Stadt und eben exemplarisch im Gängeviertel - ironischerweise diesmal mit umgekehrten Vorzeichen. Lustigerweise sind die Waffen der Beteiligten dieselben wie immer: Die Künstler versuchen es mit Charme, die "Gegner" mit dem Gesetz.

Am Ende geht dann doch Glas zu Bruch. Auch, weil jede Menge Fotografen vor Ort sind. Spielverderber will niemand sein, wenn Hamburger aufsehenerregend ihr "Recht auf Stadt" einfordern. So heißt die Bewegung, die seit Monaten aktiv ist und gegen Investorenpläne kämpft. Das Gängeviertel hat hohe Strahlkraft und wird als Sieg über die Macht des Geldes gewertet.

Der Witz an Baldur Burwitz' Aktion ist so simpel wie einprägsam: Es ist eine echte, essbare, sich gelblich färbende Birne, die die Zange des Baggers durch einen berstenden Fensterrahmen ins Innere des Hauses fal-len lässt. Die Aktion ist der Auftakt der Ausstellungsreihe "Da Hood".

Da Hood Speckstraße 85, geöffnet ist die Ausstellung von mittwochs bis sonntags von 15 bis 19 Uhr.