Heute geht es los: Der Neo-Western “True Grit“ mit Jeff Bridges in der Hauptrolle eröffnet die Berlinale, 3sat überträgt die Gala am Abend live.

Berlin. "Niemand nennt mich Lebowski. Ich bin der Dude, Mann!" Ist schon ein paar Jahre her, dass sich Jeff Bridges mit diesem Satz in der Kinogeschichte verewigte. In "The Big Lebowski", diesem schrägen Film der Coen-Brüder, die ihre Einfälle als "geistige Sorbets" bezeichneten und Bridges Hosen aus Gardinenstoff verpassten, wenn sie ihn nicht kiffend in seinem Bademantel herumschlurfen ließen. Als Bridges damals zur Berlinale kam, wusste man nicht genau, wo die Fiktion aufhörte und das Leben anfing, denn irgendwie wirkte der Mann auf der Pressekonferenz auch stark bekifft.

Seit gestern ist er wieder da. Nicht als "Dude", sondern als "Duke". Oder so ähnlich. Denn Bridges spielt in "True Grit" die Rolle des versoffenen Marschalls, die John Wayne 1969 seinen einzigen Oscar einbrachte. Bridges war der Erste aus dem Star-Ensemble, der gestern in Berlin eintraf. Dem für zehn Oscars nominierten Neo-Western von Joel und Ethan Coen fällt heute Abend ja die Ehre zu, die 61. Filmfestspiele von Berlin zu eröffnen.

Als Bridges sein Quartier im eleganten Hotel de Rome beziehen wollte, warteten da bereits die ersten Fans, die die philosophischen Bemerkungen ihres Idols ("Ich erwarte nicht viel." - "Wie es kommt, so kommt es.") in sich aufsaugten. "True Grit" läuft zwar im Gegensatz zu "The Big Lebowski" damals außer Konkurrenz, aber dafür ist der Glamour-Faktor hoch, wenn die Coens mit Jeff Bridges, Josh Brolin und der erst 14-jährigen Hailee Steinfeld über den roten Teppich schreiten. 3sat überträgt ab 19.20 Uhr live.

Jury-Präsidentin Isabella Rossellini wurde übrigens vom Festivalchef persönlich am Flughafen Tegel abgeholt. Dieter Kosslick überreichte der Schauspielerin nicht nur Blümchen, sondern auch einen der blauen Berlinale-Schals, an denen man in den nächsten zehn Tagen die Gäste des Festivals erkennen wird. Rossellini, die vor drei Jahren ihr Regiedebüt "Green Porno" in Berlin vorstellte - acht Kurzfilm-Episoden, in denen auf höchst vergnügliche Weise die Fortpflanzung von Regenwürmern, Libellen, Schnecken, Bienen und Gottesanbeterinnen erklärt wurde -, ist übrigens mit der kompletten Jury im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz abgestiegen.

+++ Zum Dossier: Filme, Stars und roter Teppich - Die Berlinale 2011

Apropos komplett: Der iranische Filmemacher Jafar Panahi, den die Mullahs gerade zu sechs Jahren Haft verurteilt haben, durfte erwartungsgemäß nicht ausreisen. Seinen Stuhl wird die Jury symbolisch frei halten. Außerdem hat die Berlinale Panahis Film "Offside" ins Programm genommen, der 2006 einen Silbernen Bären gewann. Die Geschichte um ein Teheraner Mädchen, das sich als Junge verkleidet, um ein Fußball-Länderspiel live anschauen zu können, läuft morgen im Rahmen einer Sondervorstellung.

Weil morgen auch J.C. Chandors Wall-Street-Thriller "Margin Call" auf dem Programm steht, werden Kevin Spacey, Jeremy Irons und Demi Moore in der Stadt sein. Chandors Spielfilmdebüt ist ein Rückblick auf das Jahr 2008, in dem die Finanzkrise die Welt erschütterte. In seiner Geschichte versuchen die Zocker einer New Yorker Investmentbank zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

"Margin Call" gehört zu den 16 Wettbewerbsfilmen, die sich in diesem Jahr um die Bären bewerben. Darunter sind auch die beiden deutschen Beiträge "Schlafkrankheit" (Regie: Ulrich Köhler) und "Wer, wenn nicht wir" (Regie: Andres Veiel). Insgesamt zeigt die Berlinale 385 Filme aus 58 Ländern im Rahmen von mehr als 1000 Filmvorstellungen.

Vier Abendblatt-Redakteure berichten live von der Berlinale im Festivalblog