Sein größter Hit war “Still got the Blues“. Der Ire Gary Moore ist im Alter von 58 Jahren in einem Hotelzimmer in Spanien gestorben.

Hamburg. Der Blues- und Rock-Gitarrist Gary Moore ist wahrscheinlich eines natürlichen Todes gestorben. Dies sei das vorläufige Ergebnis der Autopsie der Leiche, verlautete am Montag aus Justizkreisen in der südspanischen Hafenstadt Málaga. Der Musiker, der als einer besten Rock-Gitarristen der Gegenwart gegolten hatte, war am Sonntag im Alter 58 Jahren in einem Luxushotel in seinem Urlaubsort Estepona an der Costa del Sol gestorben.

Die spanischen Behörden machten keine näheren Angaben zur genauen Todesursache. Spekulationen in einer britischen Boulevardzeitung, wonach der Musiker am Abend vor seinem Tod heftig Alkohol getrunken haben soll und an seinem Erbrochenen erstickt sein soll, wurden zunächst nicht bestätigt.

Bei Moore waren keine gesundheitlichen Probleme bekanntgewesen. „Er war ein gesunder Kerl“, sagte sein Kollege Eric Bell dem britischen Sender BBC. An der Leiche des Gitarristen waren nach Angaben der Justizbehörden keine Anzeichen von Fremdeinwirkung feststellbar. Die Gerichtsmediziner hätten den Leichnam zur Beisetzung freigegeben. Allerdings stünden noch die Ergebnisse von chemischen Analysen aus. Die Kriminalpolizei hatte die Aufnahme von Ermittlungen ausgeschlossen, solange die Autopsie keine verdächtigen Anhaltspunkte ergeben würde.

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Zwischen den Welten: Gary Moore ist gestorben

Als das britische Musikmagazin "Uncut" vor fünf Jahren ein Sonderheft mit den 100 wichtigsten Gitarren-Helden herausbrachte, suchte man den Namen von Gary Moore vergeblich. Unter Moore tauchte nur Scotty Moore auf, ein Rock-'n'-Roll-Musiker, der in den 50er-Jahren maßgeblich zu Elvis Presleys Erfolgen beigetragen hatte. Von Robert William Gary Moore, geboren am 4. April 1952 in Belfast, Nordirland, dagegen keine Spur. An seinen technischen Fähigkeiten kann es nicht gelegen haben, dass der Nordire keinen Platz in dieser Helden-Phalanx gefunden hat - eher schon an seinem Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Stilen.

In Europa wurde er zum Star, als 1990 sein Album "Still Got The Blues" herauskam. Darauf coverte er eine Reihe von Blues-Standards, hatte aber auch ein paar eigene Songs geschrieben. Gerade das langsame und mit viel Gefühl gespielte Titelstück bescherte ihm eine Menge Fans, aber nicht gerade das Wohlwollen der Kritiker. Als "Schmuse-Blues" wurde der Song abgetan, als massentaugliche Konfektionsware, die mit den afroamerikanischen Ursprüngen des Blues nichts zu tun hatte.

In Deutschland hatte man von dem lockigen Gitarrero bis dahin kaum etwas gehört. Nur in Hardrock-Kreisen war der Name Gary Moore den Fans geläufig: Als 16-Jähriger hatte er die Hardrock-Band Skid Row gegründet und traf auf Phil Lynott. Der wiederum war mit den Kneipenrockern von Thin Lizzy ("Whisky In The Jar") sehr erfolgreich. Moore spielte vier Monate als Aushilfsgitarrist bei Thin Lizzy, war aber trotzdem mehr an der eigenen Karriere interessiert als daran, die Songs anderer zu spielen. Zehn Hardrock-Alben nahm er zwischen 1973 und 1989 auf, mit stagnierenden Verkaufszahlen. Erst dann widmete er sich seiner zweiten großen Liebe: dem Blues. Platz 3 erreichte er in der deutschen Hitparade, 31 Wochen hielt sich sein Album in den Charts. Die Konzerte waren meist ausverkauft.

Ein paar Jahre lang spielte Gary Moore ausschließlich den Blues. 1995 nahm er eine Platte unter dem Titel "Blues For Greeny" auf. Damit ehrte er sein großes Vorbild, den ehemaligen Fleetwood-Mac-Gitarristen Peter Green. Auf dem Album durfte er Greens Gitarre, eine Les Paul Standard aus dem Jahr 1959, spielen. Moore kam das wie ein Ritterschlag vor. Später kaufte er Green die Gitarre ab, damit sie "ein gutes Zuhause hat". Doch die Karriere des Nordiren verlief weiterhin wechselhaft, er wandte sich wieder vom Blues ab und nahm Hardrock-Platten auf. Viele seiner Fans irritierte das. Von dem großen Ruhm der 90er-Jahre blieb nicht mehr viel übrig.

Sein letztes Album "Bad For You Baby", 2008 erschienen, war wieder eine Bluesplatte, die sich durchaus mit "Still Got The Blues" messen konnte. Doch die Verkaufszahlen seiner CDs nahmen stetig ab, die Klubs, in denen er spielte, wurden immer kleiner. In diesem Jahr hatte Gary Moore wieder eine Tournee geplant, doch die wird er nicht mehr spielen können: Am Sonntag ist er im Alter von 58 Jahren in einem Hotel in Spanien überraschend im Schlaf gestorben - keinen Rock-'n'-Roll-Tod, denn aus Drogen hatte sich Gary Moore nie etwas gemacht.