Die Hamburger Band Estuar ist live im Knust zu erleben: Sie machen Kunst zwischen Country, Pop, Chanson. Mal niedlich, mal verstörend.

Hamburg. "Mirakulös" nennt Elena de Pablos den Vorgang, wie in ihrer Band Estuar Songs entstehen. Eine passende Vokabel. Denn wie eigensinnig und versponnen sich die Welt der Hamburger Band gestaltet, zeigt sich bereits bei einem Besuch auf deren Webseite. Da trägt ein Frauenkörper einen Schmetterlingskopf. Und ein Totenschädel schmückt sich mit einer knallroten Herzchen-Sonnenbrille. Im Hintergrund laufen Schwarz-Weiß-Filme von Ballon-, Schlitten- und Tandemfahrten. Eine kuriose Schatzkiste, die beim Öffnen anachronistischen Charme versprüht.

Das schönste Funkeln geht jedoch von der Musik aus. Country, Pop, Chanson und Indie-Rock von Gitarre bis Glockenspiel vereinen sich zu Schmuckstücken von schönem, spröden Schliff. Sängerin de Pablos klingt mal so, als rezitiere sie mit cooler Grandezza ein paar Verse, mal bricht die Wut im Gesang aus ihr heraus. Stücke wie "Sixteen Times" schwingen so raffiniert und leicht um die Ecke, dass den Hörer die keinesfalls nur niedlichen Texte umso heftiger erwischen.

"I chop the arm off/that holds your hand", heißt es in dem Song. Hinterrücks lauert die Lyrik jenen auf, die das Reich Estuars betreten. Für die Liebe, ihre Zwischentöne und Schmerzen findet die Gruppe packende Bilder. In "Overcome" etwa, einer melodiösen wie kunstvoll gebrochenen Nummer mit Piano und Gitarre, wird das Verlangen einfach in den Kühlschrank verbannt, um das innere Feuer zu befrieden.

Wenn das Quintett am Donnerstag zusammen mit der Hamburger Formation .klein im Knust aufspielt, ist allein schon deshalb Abwechslung und Vielschichtigkeit garantiert, weil Estuar sich nicht auf das Konzept der singenden Frontfrau beschränkt. De Pablos spielt zusätzlich Klavier und Akkordeon, gesanglich sind ebenfalls die Gitarristen Jakob Heimann und David Holl zu erleben. Jochen Mehrling am Bass und Jonas Engelke am Schlagzeug komplettieren die Band, die sich 2003 als Trio gründete und vergangenes Jahr den Förderpreis "Krach & Getöse" des Vereins RockCity gewann.

Es ist also ein Abend zu erwarten von mirakulöser Musikalität.

Estuar, .klein Do 20.1., 20.00, Knust (U Feldstr.), Neuer Kamp 30, Eintritt: 8,- Ak., www.estuar.de