Die Philosophie von Sandra Trostel für ihre Arbeit hinter der Kamera ist so schlicht wie schön: "Ich verfolge das Geschehen. Aber was passiert, da schreibt das Leben die Geschichten." Und in ihrem Regiedebüt "Utopia Ltd.", da erzählt Trostel zusammen mit dem Leben in starken Bildern von der jungen Hamburger Band 1000 Robota und dem Kampf um künstlerische Freiheit.

Zierlich ist die 34-Jährige, versinkt fast in ihrem voluminösen Schal und Pulli. Doch zäh ist sie auch. Monatelang hat sie das Trio neben ihrem Job als Cutterin begleitet. "Drei Teenies, da geht das Leben in anderer Geschwindigkeit. Da muss man schnell sein."

"Wegen der Liebe" war die Schwäbin nach dem Abitur 1996 in Hamburg hängen geblieben. Eigentlich wollte sie Kunstgeschichte und Archäologie studieren, steckte aber "in der NC-Warteschleife" und fing daher an, für die Cateringfirma Movie Mampf Teller zu waschen. Mehr Quereinstieg geht nicht.

Der lange Weg zum ersten Film, der jetzt sogar bei der Berlinale gezeigt wird, führte nicht nur über Praktika und ein Aufbaustudium. Den richtigen Dreh fand sie mit Videos für Bands wie Deichkind und Phantom/Ghost, ein Projekt ihres Freundes Thies Mynther.

Ihr Büro hat Trostel mittlerweile von St. Pauli nach Rothenburgsort verlegt. Der Kiez, wo sie lange lebte, habe sich zum "Disneyland" gewandelt, sagt sie. Auch eine Geschichte, die das Leben schrieb.