Lessingtage zeigen deutsche und internationale Inszenierungen

Hamburg. Er zählt zu den bedeutendsten intellektuellen Figuren, die das Hamburger Geistesleben geprägt haben, Gotthold Ephraim Lessing. Nur drei Jahre hat einer der größten Dichter deutscher Sprache in Hamburg gelebt. Am Gänsemarkt, dort, wo heute noch sein Denkmal steht, befand sich das Theater, für das er schreiben sollte. 1767, zu einer Zeit, da die Deutschen noch lange keine Nation bildeten, in der es nur Hoftheater, Wanderbühne oder Schultheater gab, unternahm er in Hamburg den ersten Versuch, ein privat finanziertes Nationaltheater in Deutschland einzurichten - von Bürgern, für Bürger -, scheiterte allerdings damit. Aus dieser Zeit erhalten blieb seine "Hamburgische Dramaturgie", ein aus 104 Stücken bestehendes dramentheoretisches Grundsatzwerk.

Wenn Ende dieser Woche zum zweiten Mal am Hamburger Thalia-Theater die Lessingtage beginnen, knüpfen sie nicht nur an die enge Verbindung Lessings zu Hamburg an, an seinen Geist, der für Toleranz und Ausgleich sprach, der die Bürger und ihre Probleme zum Mittelpunkt des Bühnengeschehens machte. Man möchte diese Geschichte auch fortsetzen, mit Gastspielen aus Deutschland und der Welt, Vorträgen, Diskussionen.

Die Premiere von Schillers "Don Carlos" am 22. Januar steht am Anfang des Festivals, zu dem unter anderem Peter Scholl-Latour über "Das Ende der weißen Weltherrschaft" einen Vortrag halten wird (24.1.), zudem zwei Gastspiele von Theatern aus Berlin über die Welt junger Migranten ("Verrücktes Blut" vom Ballhaus Naunynstraße am 23.1., "ArabQueen" vom Heimathafen Neukölln am 31.1.). International kommen Theater aus Bogotá ("La Intitulada", 29./30.1.), Rio de Janeiro ("Otro", mit Tanz, Musik, Schauspiel, 2./3.2.), Tallinn ("Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt", 26./27.1.), St. Petersburg (Maly-Theater mit "Leben und Schicksal", 31.1. und 1.2.) und Peking ("Der Unterhändler", 28./29.1.) zu Besuch.

Es gibt viel zu entdecken, viel zum Zuhören. Wer Zeit und Lust hat, sollte möglichst oft zu den Lessingtagen gehen. Da kann man etwa Wolf-Dietrich Sprenger und Victoria Trauttmansdorff aus dem Briefwechsel Lessings mit seiner späteren Frau Eva König lesen hören (24.1.). Und wer im vergangenen Jahr Judentum, Christentum und Islam bei der "Langen Nacht der Weltreligionen" genauer kennenlernen konnte, der kann sich in diesem Jahr mit Buddhismus und Hinduismus beschäftigen (5.2., 18 Uhr).

Karten 040/32 81 44 44 oder www.thalia-theater.de . Weitere Infos im aktuellen LIVE-Heft