Der Herr der Ringe ist eine ewige Jagd nach Gold: Nach diversen DVD-Versionen und Kino-Spezialen gibt es nun das Konzert zur Triologie.

Hamburg. "Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen." Wie recht der kleine Hobbit Bilbo Beutlin hatte, sollte sich im Jahr 2003 unserer Zeitrechnung zeigen. Damals trugen die Füße einen in das Multiplex-Kino im Mundsburg-Center zum sogenannten "Triple-Feature" von Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Verfilmung. Drei Filme, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel des Kinosaals zu treiben und ewig zu binden.

Zwölf Stunden - inklusive Pausen - später war "Der Herr der Augenringe" überstanden, der letzte Schluck aus dem dritten Liter-Bottich Cola gesaugt, der letzte Popcorn-Krümel aus der Kinosessel-Ritze geprokelt.

Und das war erst der Anfang. Es erschienen die DVD-Versionen, dann die erweiterten DVD-Versionen mit zusätzlichen Szenen. Sammlerfiguren und tonnenweise weitere Fanartikel wurden aus asiatischen Billiglohn-Fabriken rausgespotzt wie die Uruk-hai-Orks aus den Toren Isengarts.

Wir spielen Geschichten aus der Welt von Mittelerde am Computer und auf der Spielekonsole. Wir spielen Elfen, Hobbits und Zwerge mit Stift und Radiergummi beim Papier-Rollenspiel. Wir spielen Orks, Goblins und Reiter von Rohan drüben im Wald beim Live-Rollenspiel. Oder wir diskutieren stundenlang in obskuren Internet-Fanforen, ob der Verzicht auf den albernen Hütten-Onkel Tom Bombadil in der Verfilmung notwendig oder Sakrileg war. Vielleicht lesen wir sogar die Romanvorlage. Zum zehnten Mal.

Wer es schafft, ein Kinoprojekt zu einem vermarktbaren Franchise-Unternehmen zu machen, hat auf Jahrzehnte ausgesorgt. Die großen vier, sprich "Star Wars", "Der Herr der Ringe", "Harry Potter" und "Avatar" setzen Milliarden um. Dahinter kommt die lange Liste respektabel-erfolgreicher Kulturindustrie-Produkte wie "Die Chroniken von Narnia" oder "Fluch der Karibik" - und allzu plumpe Versuche, etwas vom Kuchen abzubekommen, wie die schaurige Verfilmung der nicht minder miesen "Eragon"-Romane. Das Aufblasen der "Eragon"-Saga zur Kino-Trilogie wurde nach dem ersten Film 2006 dankenswerterweise abgebrochen.

Für Freunde von epischen Kinostoffen gibt es auch so noch genug zum Investieren. Die "Herr der Ringe"-Saga wurde bereits in der Kinofassung auf Blu-Ray veröffentlicht, die Extended-Blu-Ray wird wohl aber erst zum Kinostart von Peter Jacksons Zweiteiler "Der kleine Hobbit" Ende 2012 von der Leine gelassen. Erst die Gier langsam steigern und dann abmelken. Und ein weiteres Jahr später vielleicht eine 3-D-Fassung fertigstellen. Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.

Und in die Nische zwischen Kinosessel und heimischem Sofa stoßen seit einigen Jahren auch noch Arena-Spektakel wie "Ben Hur" und Filmmusik-Konzertshows Marke "Star Wars: In Concert". Am 23. Januar zum Beispiel rückt das Ensemble von "Der Herr der Ringe - das Konzert" an, um die Oscar-prämierte Filmmusik von Howard Shore mit 100 Mitwirkenden mit einem konzertanten Fantasy-Event, Lichtinstallationen, Bilderwelten, der Erzählstimme von Christopher Lee ("Saruman") und weiteren auenländischen Annehmlichkeiten zu umgeben. Wobei wir viel Fantasie brauchen, um uns das Schwarze Tor Mordors im 70er-Jahre-Charme des CCH vorzustellen.

Vielleicht sollten wir doch lieber die Filme sehen? Oder die Bücher lesen? Der weise Zauberer Gandalf überlässt es uns: "Du musst nur entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist."

Der Herr der Ringe - Das Konzert So 23.1., 20.00, CCH Saal 2 (S Dammtor), Tiergartenstraße 2, Karten ab 31,30 im Vorverkauf; www.star-entertainment.org