Die Französin Isabelle Geoffroy alias ZAZ gilt mit ihren Pop-Chansons als legitime Piaf-Erbin. Am 19. Januar singt sie live in der Fabrik.

Der Song "Je Veux" ist die ideale Musik, um bei hochsommerlichen 38 Grad im Schatten die kurvigen Straßen der Cote d'Azur hinabzucruisen und rebellische Urlaubsgefühle zu entwickeln. "Ich habe eure guten Manieren satt", singt da Isabelle Geoffroy, Künstlername ZAZ. "Ich esse mit den Händen, ich rede laut, entschuldigt bitte." Frech und ungehobelt klingt das, aber es wirbt nicht ohne Charme für die eigene Marotte.

Im vergangenen Sommer dröhnte der beschwingte Hit aus allen Transistorradios Frankreichs. Und wer ZAZ (repräsentiert den ewigen Zyklus von A bis Z), diese junge Frau mit dem vorwitzigen Kinn und der Hippie-Frisur, beim Singen anschaut, verzeiht ihr wegen ihrer Niedlichkeit schon alles. Die Franzosen jedenfalls sanken hingerissen in die Knie, das nach ihr betitelte Debütalbum hielt sich neun Wochen an der Spitze der Charts. Die so hübsch swingende Popmusik, die unverfroren Chanson und Gitarrenjazz, Django Reinhardt und Edith Piaf mit Akustikgitarre, Bass und vokaler Trompete mixt, kommt gefällig daher, ohne jemals in das Fahrwasser des kurzlebigen Lolita-Pops zu geraten. Songs wie "Les Passants" passen am besten in die Fußgängerzone. In "Trop Sensible" zaubert sie nur kraft ihrer Stimme und einer Akustikgitarre beim Zuhören eine Gänsehaut auf den Rücken.

In Tours ist sie geboren. Heute lebt ZAZ in Paris. Sie studierte Klavier, Geige und Musikwissenschaften. Als Studentin trat sie 2001 erstmals mit einer Bluesband auf, tingelte zwei Jahre mit einem baskischen Tanzorchester durchs Land. Mit der Latinrock-Band Don Diego zog sie über einschlägige Festivals, stand täglich im Pariser Cabaret "Aux 3 Mailletz" auf der Bühne. "Ich lebte in der Nacht und schlief am Tag", erinnert sie sich. Davon hatte sie bald die Nase voll. Lieber zog sie mit ihrem Kontrabassisten und Gitarristen durch Montmartre und stellte den Hut auf. Millionen, eine Limousine, ein Schloss? Können ihr gestohlen bleiben.

Doch so ganz ohne Casting kam auch ihre Karriere nicht in Fahrt. In der Talentshow "Bleu/Réservoir Generation" siegte sie 2009, auch wenn ZAZ mit ihrem Punkaussehen aus bunten Klamotten, Piercing und Vorliebe für Haartücher als absolute Außenseiterin galt. Vielleicht tritt sie tatsächlich so auf, wie in der heimatlichen Presse vermutet, um zu belegen, dass sie die Moral der Klein-Bourgeoisie draufhat. Geschadet hat ihr das alles nicht. Bald rief Erfolgsproduzent Kerredine Soltani an. Und vielleicht läutet ZAZ tatsächlich eine neue Spatz-Ära an der Seine ein. Überzeugen können wir uns davon am 19. Januar in der Fabrik.

ZAZ Mi 19.1., 20.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 17,- im Vvk., 20,- an der Ak.; www.zaz-music.de