Kulturbehörde sichert schnelle Prüfung der Ansprüche zu

Hamburg. Die Kulturbehörde hat sich gestern mit einer Stellungnahme in der aktuellen Diskussion um Raubkunst aus der Sammlung Budge und deren Restitution zu Wort gemeldet. Behördensprecher Stefan Nowicki wies darauf hin, dass es anders als bei privaten Eigentümern "bei Gegenständen, die sich in öffentlicher Hand befinden, eine Verpflichtung zur Rückgabe" gibt. "Verfahren zur Raubkunst ziehen sich oft Jahre hin, im konkreten Fall der Familie Budge besteht Kontakt seit 2006." Die Behörde bemühe sich jedoch, die Prüfung schnellstmöglich abzuschließen, heißt es in der Mitteilung.

Von Raubkunst betroffen sind vor allem die Kunsthalle und das Museum für Kunst und Gewerbe. Voraussetzung für eine Restitution ist die Klärung der Provenienz (Herkunft), was vielfach intensiver Forschungsarbeit bedarf.

Aus diesem Grund hat die Kunsthalle - als erstes deutsches Museum - schon im Jahr 2000 ein Projekt gestartet, das die Erforschung der Provenienzen der Objekte, die seit 1933 ins Haus gelangt sind, vorsieht. Seit Frühjahr 2010 beschäftigt auch das Museum für Kunst und Gewerbe eine erfahrene Provenienzforscherin, die die Herkunft und Erwerbungsgeschichte der Objekte der Asiatika-Sammlung Reemtsma klärt. Diese wurde von 1934 bis 1940 aufgebaut, umfasst heute 304 Objekte aus den Bereichen Bronze, Keramik und Glas. Die Herkunft und die Geschichte der einzelnen Objekte ist schlecht dokumentiert. Zu den Experten, von denen sich Philipp F. Reemtsma beim Kauf beraten ließ, gehörte auch der Museumsmitarbeiter Martin Feddersen, der 1937 aus "rassischen Gründen" aus dem Dienst im Museum entlassen wurde. 1996 ging die wertvolle Privatsammlung in den Besitz des Museums für Kunst und Gewerbe über.

Auf Nachfrage teilte das Museum gestern mit, dass das Haus am Steintorplatz nur noch über ein Objekt verfügt, das aus dem Besitz der Familie Budge stammt. Dessen Restitution sei jetzt geplant. Dabei handelt es sich um eine Puppenstube, die im 19. Jahrhundert wohl in Hamburg unter Einbeziehung älterer Details gefertigt wurde. Deren Wert dürfte nach Meinung von Experten bei 10 000, höchstens 15 000 Euro liegen.