Die ARD-“Sportschau“ wird 50 Jahre alt. Größer und schneller ist sie geworden - aber mit allgegenwärtiger Werbung nicht unbedingt schöner.

Hamburg. Vor anderthalb Jahren wurde Dieter Adler gefragt, ob er sich sonnabends die "Sportschau" anschaue. "Gelegentlich", antwortete er ausweichend. Dann gab er zu, dass er sich in der Regel im Hörfunk oder im Pay-TV über die Spiele der Fußball-Bundesliga informiert. Dazu muss man wissen, dass Adler "Sportschau"-Moderator der ersten Stunde war.

Vielleicht war die Frage ein wenig unfair. Denn die "Sportschau" von heute hat mit der ARD-Sendung der 60er-, 70er- und 80er-Jahre nur noch den Namen gemein. Dabei ist das Objekt der Berichterstattung über all die Jahre dasselbe geblieben. Lässt man die Zeit zwischen 1961 und 1963 außer Acht, als die "Sportschau" sich vor allem Disziplinen wie dem Pferderennsport, Handball, Volleyball und Tischtennis widmete, geht es seit Einführung der Bundesliga vor allem um eine Sportart: um Fußball.

Es wäre übertrieben zu behaupten, die "Sportschau" sei zu Zeiten, da sie Männer wie Adler, Ernst Huberty, Addi Furler oder später Heribert "N'Abend allerseits" Fassbender moderierten, eine wirklich spannende Sendung gewesen. Für Leidenschaft und Innovationen in der TV-Sportberichterstattung stand vor Einführung des Privatfernsehens das ZDF mit seinem "Aktuellen Sportstudio". Dort hatte man Moderatoren wie den unvergessenen Harry "Sapradi Bursch" Valérien, ließ Fußballer schon 1966 auf die Torwand schießen und - als der ehemalige Schwimmer und Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller zu Gast war - einen Affen durchs Studio toben. 1973 moderierte mit Carmen Thomas erstmals eine Frau das "Sportstudio".

Die etwas behäbige "Sportschau" zog erst 26 Jahre später mit Anne Will nach. Da hatte die Sendung bereits die größte anzunehmende Katastrophe ereilt: 1992 verlor sie die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga an die Kollegen von "ran" vom Privatsender Sat.1. Erst 2003 gelang es der ARD, die Rechte wieder zu erwerben. "Football is coming home", sangen sie im Ersten.

Die elf Jahre ohne Bundesliga markieren für die "Sportschau" eine Zäsur. Als sie am 2. August pünktlich zum Start der Saison 2003/2004 erstmals wieder mit frischer Fußballware auf Sendung ging, präsentierte sie sich komplett verändert. Die "Sportschau" war nun so etwas wie der Wiedergänger von "ran". Die Ästhetik der Sat.1-Sendung mit ihren mitunter wilden Kamerafahrten, schnellen Schnitten und leidenschaftlichen Reportern wurde ebenso übernommen wie ein Teil des Personals. "Sportschau"-Chef Steffen Simon kam von "ran" wie auch der neue Anchorman Reinhold Beckmann.

Neu war auch, dass die "Sportschau" nun mit Werbung vollgestopft war. Die Rechte an der Bundesliga sind mittlerweile so teuer, dass so viele Spots wie möglich geschaltet werden müssen, um die Kosten wenigstens halbwegs einzuspielen. Das traditionelle Gewinnspiel "Tor des Monats", bei der "Sportschau" seit 1971 im Programm, wurde so zum Vorwand, um Werbefilmchen von Sponsoren aus der Automobilbranche zu zeigen, deren Produkte dort als Gewinne ausgelobt werden. Proteste gegen den Werbe-Overkill wie etwa der offene Brief, den 2005 Wissenschaftler und Fußballanhänger - unter ihnen der ehemalige Chef des Adolf-Grimme-Instituts Bernd Gäbler und der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit - an die ARD schickten, fruchteten nicht.

Nicht nur die allgegenwärtige Werbung verdrießt die Zuschauer. Wegen der Zerstückelung des Bundesligaspieltags wird in der "Sportschau" nur noch über fünf aktuelle Partien berichtet. Doch es hilft alles nichts: Wer nicht ein teures Abo bei Sky oder dem Telekom-Angebot "Liga total" abschließt, ist auf die "Sportschau" angewiesen, will er halbwegs aktuellen Bundesligafußball sehen.

Nachdem das Bundeskartellamt 2008 forderte, die Bundesligaspiele müssten vor 20 Uhr im Free TV gezeigt werden, dürfte die Zukunft der "Sportschau" gesichert sein. Zwar wären theoretisch auch die Privaten in der Lage, künftig wieder Bundesliga zu zeigen. Aber sie können sich die Free-TV-Rechte, die mittlerweile 100 Millionen Euro pro Saison kosten sollen, nicht mehr leisten. Die gebührenfinanzierte ARD dagegen hat mit solchen Preisen keine Probleme.

50 Jahre Sportschau Sa 8.1., ARD 18.00