Das Genehmigungsverfahren für den Neubau neigt sich einem hoffentlich guten Ende zu - Bauausschuss tagt am Mittwoch

Hamburg. Fast hätte ein langjähriges kulturelles Engagement für die Literatur in Hamburg sang- und klanglos beendet werden müssen. Während dreier langer Jahre, die es dauerte, die Bezirkspolitiker und Bauprüfer von Hamburg-Mitte von den Neubauplänen für einen zentralen Teil des Hotels Wedina in der Gurlittstraße (St. Georg) zu überzeugen, war Inhaber Felix Schlatter ein paarmal dicht davor, sein Literaturhotel - 46 Zimmer und 13 Appartemens in vier kleinen Häusern - frustriert zu schließen. "Das scheint jetzt zum Glück nicht mehr notwendig zu sein." Seine 30 Angestellten brauchen nicht mehr um ihren Arbeitsplatz zu fürchten, denn inzwischen gibt es erste vorsichtige Signale, dass der Neubau mit den drei stadtteiltypischen Dreifenster-Fassaden im Jahr 2012 nach dem Abriss des bestehenden Hotelgebäudes tatsächlich begonnen werden könnte. Übermorgen stellt der Bauauschuss die Weichen.

Im Literaturhaus Hamburg ist darüber Erleichterung zu spüren: Seit elf Jahren beherbergt das Wedina kostenfrei sämtliche Autorinnen und Autoren, die am Schwanenwik aus ihren Werken lesen. An die 700 Übernachtungen pro Jahr summieren sich auf etwa 100 000 Euro. Die Gegenleistung der Schriftsteller: signierte Exemplare ihrer Bücher - so ist eine stattliche Bibliothek zustande gekommen, die inzwischen die beengten Verhältnisse im Hotelfoyer zu sprengen droht. Viele der Autoren wohnen auch sonst gern hier, wenn sie in Hamburg sind; hier sind Romane zu Ende geschrieben worden, und während unseres Gesprächs sitzt der frühere Piano-Großmeister Alfred Brendel am Nachbartisch und spricht über seine aktuelle Lesung.

Felix Schlatter ist Opernfreund, aber für eine substanzielle Unterstützung dort brauche man mehr Geld, meint er. Deshalb schlug er ein, als das Literaturhaus um Hilfe bat - eine Kulturpartnerschaft begann, die bis heute hält. Sein Wunsch war: "Die Künstler sollen hier leben und nicht nur was ins Regal stellen oder an die Wand hängen."

Für den Hotelier lohnt sich das Engagement über Jahre hinweg; es bringt dem Wedina viele Gäste, die auf diese besondere Atmosphäre Wert legen. Doch die Bausubstanz des mehr als 100 Jahre alten "Roten Hauses" Gurlittstraße 23 ist angegriffen, Feuchtigkeit in den Fundamenten, ein sanierungsbedürftiges Dach, besser geschnittene Zimmer und mehr Platz für hauseigene Kulturveranstaltungen - all das will Schlatter durch Abriss und einen ökologisch ausgerichteten Neubau in den Griff bekommen, ein Investment von fast drei Millionen Euro. Am Ende gibt es, unter Einbeziehung des Nachbarhauses Nr. 25, sogar noch drei bis vier ganz normale neue Mietwohnungen; nur das Erdgeschoss der Erweiterung wird zur vergrößerten Bibliothek und zum Veranstaltungsraum.

CO2-neutral soll das neue Wedina werden, ein Solardach bekommen und Wärmepumpen und mehr Energie produzieren als es verbraucht. Die Argumente, meint Felix Schlatter, sollten am Ende greifen in einer Stadt, die 2011 Umwelthauptstadt Europas sein will. Anfang 2013 könnte dann, nach einem Jahr ohne "Rotes Haus", das Wedina mit neuem Elan in die Unterstützung der Literatur starten - und die eigenen, kostenfreien Kulturveranstaltungen, die es bisher ein paarmal pro Jahr gab, sogar noch ein wenig ausweiten.

Literaturhaus-Chef Rainer Moritz hat das langwierige Genehmigungsverfahren mit großem Bangen betrachtet und hofft, dass der Neubau bald zügig errichtet werden kann: "Alles andere wäre eine Katastrophe; die Arbeit des Literaturhauses ließe sich nicht in dieser Form fortsetzen, wenn das Wedina nicht auch zukünftig die erste Hoteladresse für Literaten in Hamburg wäre."