Wenn das Thalia auf Gastspielreise geht, hat Oliver Canis seinen großen Auftritt - allerdings hinter den Kulissen. Sein Improvisationstalent ist gefragt, wenn Produktionen des renommierten Hamburger Theaters auf fernen Bühnen einzurichten sind. So wie jetzt der "Hamlet" in Peking. Nur Australien und die Antarktis hat der Technische Direktor mit dem Thalia noch nicht bespielt. Den entscheidenden Ortswechsel in seinem Leben - den nach Hamburg - hat Canis allerdings schon 1989 vollzogen.

Wenige Monate vor dem Mauerfall genehmigten die DDR-Behörden seinen Ausreiseantrag, der Theatermann, der in Gera zur Welt kam, zog in die Hansestadt. Noch im selben Jahr trat er seinen Job am Alstertor an. Zuvor hatte er als Bühnenmeister für das Theater Schwerin gearbeitet. "Ich hatte auf einen Studienplatz in Germanistik gewartet und nebenbei am Theater gejobbt. Schließlich bin ich hängen geblieben, weil mir das Milieu gefiel", erzählt Canis. Und wer den kernigen Typen mit der markanten Glatze erlebt, wer sieht, wie er mit konzentrierter Gelassenheit organisiert, aufbaut und verhandelt, der spürt, dass bei ihm Beruf auch Berufung ist. "Das ist ein unglaublicher Job", sagt der 51-Jährige. "Jeder Tag ist neu: neue Teams, neue Regisseure, neue Erfindungen." In der spielfreien Zeit darf's für Canis aber gerne ein wenig ruhiger sein beim Bergwandern und Tauchen. Bis es dann wieder auf die Bretter geht, die ihm die Welt bedeuten.