Der Rheinländer spielt den Jerusalemer Inspektor Michael Ochajon in dem Film “Mörderischer Besuch“, den das ZDF am 6. Dezember ausstrahlt.

Vor einem Jahr löste Heiner Lauterbach seinen ersten Fall als Jerusalemer Chefinspektor Michael Ochajon. Ochajon ist Leiter der Mordkommission Jerusalem. Fünf Millionen Zuschauer haben "Die Seele eines Mörders" damals gesehen, ein Erfolg, der dem ZDF Rückenwind gab für die zweite Verfilmung eines Romans von Batya Gur. In den Büchern der israelischen Autorin (1947-2005) geht es um die Aufklärung von Kapitalverbrechen, doch hintergründig spielt immer auch die Geschichte des Landes eine Rolle, die traumatischen Erfahrungen der Juden in deutschen Konzentrationslagern, die aktuelle israelische Politik. Oft sind es nur Andeutungen, und darin liegt auch die Kunst der Romanadaptionen. Eine kleine Bemerkung sagt viel über die Vorurteile zwischen Juden und israelischen Arabern; selbst wenn sie bloß beiläufig fällt.

Michael Ochajon, Held einer ganzen Romanreihe, käme eine Entgleisung nie über die Lippen. Für Heiner Lauterbach ist der Chefinspektor eine großartige Rolle, die er ganz entspannt und sehr reduziert verkörpert: "Ich war schon immer ein Freund des zurückhaltenden Spiels. Zu Ochajon passt das natürlich wunderbar", sagt der 57 Jahre alte Schauspieler im Interview. Bei Krimis stelle sich zudem die Frage, "wie man es verhindern kann, in einem Becken mit unzählig vielen TV-Kommissaren unterzugehen". Auf der anderen Seite will der gebürtige Kölner aber "vermeiden, dass die Hauptfigur allzu manierierte Züge bekommt, weil sie sich um jeden Preis von der Masse abheben soll". Diese Gratwanderung, glaubt er, sei bei den Filmen über Michael Ochajon gut gelungen.

In der zweiten Verfilmung eines Batya-Gur-Romans, "Mörderischer Besuch" nach der Buchvorlage "Das Lied der Könige", findet der Polizist ein Baby vor seiner Tür. Er bittet die hübsche alleinerziehende Nachbarin Nita (Liane Forestieri) um Hilfe, und da es in Krimis keine Zufälle gibt, entpuppt sich die Musikerin als Hauptfigur eines Mordfalls: Ihr Vater ist erstochen worden. Offenbar handelt es sich um Raubmord, denn ein wertvolles Gemälde wurde gestohlen. Zuvor hatte der alte Mann Besuch von Nita und ihren Brüdern (Benjamin Sadler, Wilfried Hochholdinger). Der Abend endete im Streit über ein unbekanntes Requiem von Vivaldi, das der Vater jahrzehntelang hütete; es hat ihm einst im Konzentrationslager das Leben gerettet.

Jorgo Papavassiliou hat das von Nils-Morten Osburg gemeinsam mit Produzent Hermann Kirchmann verfasste Drehbuch unaufgeregt verfilmt. Oft genügt eine Einstellung, um einen Sachverhalt anzudeuten, und mitunter genügt ein Schnitt, um die Geschichte geschmeidig und zügig weiterzuerzählen. Davon abgesehen lebt der Krimi von seinen Schauplätzen, den ausgezeichneten Schauspielern (unter anderem Hannelore Hoger als Freundin des Mordopfers und Bülent Sharif als arabischer Ex-Mann der Tochter) und natürlich der Komplexität der Vorlage. "Ich finde es sehr gut", sagt Lauterbach, "dass ARD und ZDF noch solche Filme produzieren lassen und auch auf diese Weise ihren Bildungsauftrag erfüllen. Man muss heutzutage eine Melange schaffen aus Information, bildender Unterhaltung und Spannung.

Die Informationen über den Nahen Osten, die aktuelle israelische Politik und die historische Schnittmenge mit der deutschen Geschichte werden hier subtil vermittelt." Natürlich berge es "eine gewisse Brisanz, wenn das deutsche Fernsehen in Israel ureigenste israelische Themen behandelt, man muss da sehr sensibel und gewissenhaft vorgehen. Andererseits darf man aber auch nicht vor lauter Ehrfurcht in Schockstarre verfallen und jeden Satz auf mögliche politische Unkorrektheiten abklopfen. Auch in dieser Hinsicht ist die Mischung die Voraussetzung für den Erfolg."

Voll des Lobes ist Lauterbach über Produzent Kirchmann und sein Team: "Die Produktion der Filme läuft sehr hingebungsvoll, leidenschaftlich, professionell und trotzdem freundlich ab, diese Kombination ist nicht alltäglich." Auch die Dreharbeiten in Israel hätten reibungslos geklappt, außer Richtung Wochenende: "Ab Freitagnachmittag funktioniert in Israel wegen des Sabbats gar nichts mehr. Da sind wir pünktlichen, korrekten Deutschen mit unserem Hang zu Disziplin manchmal der Verzweiflung nahe." Das Drehen in Jerusalem dagegen war offenbar nur anfangs etwas ganz Besonderes: "Das normalisiert sich durch die Routine, und das ist auch richtig so. Man darf nicht dauernd vor Demut erstarren, weil vor knapp 2000 Jahren Jesus angeblich an einer bestimmten Straßenecke gestanden hat."

Anders als in vielen anderen Filmen ist die akustische Ebene des Films gleichfalls überzeugend: Wo es sonst oft Diskrepanzen zwischen deutschen Schauspielern und ihren synchronisierten ausländischen Partnern gibt, klingt hier alles wie aus einem Guss.

Lauterbach macht übrigens auch als Michael Ochajon einen beneidenswert fitten Eindruck. Kein Wunder: "Ich treibe an fünf Tagen in der Woche eineinhalb Stunden lang Sport, laufe am Starnberger See entlang, fahre viel Rad, habe einen eigenen Fitnessraum, achte auf eine ausgewogene Ernährung." Aber nicht wegen der Karriere, wie er versichert: "Das hat in erster Linie gesundheitliche Gründe. Es gibt genug Kollegen in meinem Alter, die trotz ihrer Korpulenz genug zu tun haben."

Mörderischer Besuch Mo 6.12., 20.15 ZDF