München. US-Bestsellerautor und ehemaliger Anwalt, John Grisham hat seinen ersten Roman für Jugendliche geschrieben. Gerichtsgebäude, staubige Akten und dröge Gesetzestexte sind für Kinder gähnend langweilig. Bestsellerautor John Grisham wagt es trotzdem und versucht, seine neue junge Zielgruppe mit seinem allerersten Jugendbuch genau für diese Welt zu begeistern. Es ist eine Welt, die der 55-Jährige („Das Gesetz“, „Das Urteil“, „Die Akte“) bestens kennt. „Theo Boone und der unsichtbare Zeuge“ erscheint in dieser Woche in Deutschland.
„Kinderanwalt“ Theodore Boone ist durchaus ambivalent und streckenweise etwas nervig. Den 13-Jährigen könnte man auch einen Streber oder Besserwisser nennen – also nicht gerade das, was bei Jugendlichen super gut ankommt. Strebsam, ehrgeizig, mit starker Eltern-Bindung, ein Söhnchen aus gutem Hause. Dennoch: Grisham fängt sie alle ein – auch 12 bis 16-Jährige wollen nach ein paar Seiten wissen, wie es mit dem spannenden Fall weitergeht.
Auch Theos Eltern sind – ein bisschen übertrieben – beide Anwälte, folglich will Theo es ihnen gleichtun. Er träumt davon, einmal selbst als Anwalt oder Richter für Gerechtigkeit zu sorgen. In der häuslichen Villa hat er sich ein eigenes kleines Büro eingerichtet; seine Mitschüler suchen seinen juristischen Rat, wenn es zu Hause Probleme gibt. Der skrupellose Mord an einer Frau sorgt in Theos kleinem Heimatstädtchen Strattenburg im Süden der USA für Aufregung. Besonders, als auch noch der Ehemann der Tat verdächtigt und verhaftet wird. Theo will unbedingt den Prozess im Gerichtssaal verfolgen und schwänzt dafür die Schule – wofür er sicher Sympathiepunkte bei seinen jugendlichen Lesern erhalten wird. Ganz nebenbei hilft er auch noch der attraktiven Klassenkameradin Sandy bei einer Insolvenzangelegenheit ihrer Eltern. Plötzlich wendet sich ein junger Zeuge an Theo und vertraut ihm ein Geheimnis an, das den Mordprozess entscheidend beeinflussen würde.
Theo loggt sich in den Gerichtscomputer ein, ermittelt auf eigene Faust, hält mit Hilfe seines Laptops fachkundige „Plädoyers“ und überzeugt den Richter schließlich davon, den Prozess kurz vor dem Freispruch des Angeklagten zu stoppen. Natürlich ist es Theo, der zum Schluss die Fäden in der Hand hält. Theo ist kein Einzelkämpfer oder Draufgänger und als er in dem Fall nicht mehr weiterkommt, sucht er die Hilfe von Erwachsenen – letztlich seinen Eltern. Vielleicht ist Theodore aber gerade darum ein Held, der in seine Zeit passt. In einer Zeit, in der Jugendliche nicht gegen ihre Eltern rebellieren, sondern ihnen nacheifern und andere Mittel einsetzen als Protest und Gewalt.
Grisham selbst will übrigens nie wieder als Jurist arbeiten: „Ich habe ein sehr angenehmes Leben als Schriftsteller. Ich will nicht mehr die harte Arbeit eines Rechtsanwalts machen“, sagte der 55-Jährige kürzlich. Verständlich: Mit einer Gesamtauflage von mehr als 250 Millionen verkauften Exemplaren zählt er zu den derzeit erfolgreichsten Autoren.
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