Hamburg. Ende des 19. Jahrhunderts betrachtete es der Hamburger Senat noch nicht als seine Aufgabe, der Allgemeinheit Zugang zur Literatur zu verschaffen. So konnte der Jurist Eduard Hallier (1866-1955) kaum auf staatliche Unterstützung hoffen, als er sich für die Gründung eines öffentlichen Bibliothekssystems für Hamburg engagierte. Unterstützung fand er jedoch bei einigen Mäzenen und bei der Patriotischen Gesellschaft, sodass am 2. Oktober 1899 an den Kohlhöfen die erste Bücherhalle eröffnet werden konnte.

In den vier Leseräumen im Erdgeschoss drängelten sich am Eröffnungstag 420 Menschen, in der ersten Woche waren es 3336. Die Leseräume waren frei zugänglich, es gab 60 Plätze. Insgesamt 120 Zeitschriften und 200 Nachschlagewerke standen in der Präsenzbibliothek zur Verfügung. Doch weiter kam keiner, am Schalter war für das Publikum Endstation. Hier hatte der Leser eine einmalige Einschreibegebühr von 10 Pfennig zu zahlen. Er erhielt ein Leseheft, in das er die von ihm gewünschten Titel eintrug. Diese musste er zuvor aus dem gedruckten Bestandsverzeichnis abschreiben. Der Bibliothekar hinter dem Schalter händigte dann das Buch aus, sofern es vorrätig war. Wenn der gewünschte Titel gerade ausgeliehen war, bot er manchmal einen Ersatz an, sozusagen als Trost fürs lange Anstehen.