Das Konzert der ehrgeizigen Graziella Schazad bewegte kaum. Die Wahlhamburgerin präsentierte im Gruenspan ihr Debütalbum “Feel Who I Am“.

Hamburg. Graziella Schazad hebt die Arme über den Kopf und klatscht auffordernd. Aber niemand klatscht bei "Feel Who I Am" und "Look At Me" mit, das Konzert hat gerade erst begonnen, und das mäßig gefüllte Gruenspan ist noch skeptisch. Das Publikum ist jung, jünger als der Sound der Wahlhamburgerin auf ihrem Debütalbum "Feel Who I Am", der so überproduziert, kantenlos, lieb und kommerziell zusammengeklöppelt wurde, um den NDR2-Hausfrauentest aus dem Stand zu bestehen.

Zum Glück ist die Akustik beim Livekonzert mit vierköpfiger Band kompakter, dynamischer und die Darbietung lebendiger. Graziella streicht und zupft die Geige, spielt Gitarre, Ukulele, Klavier, Beatbox, spaziert bei "My Enemy" durch das Publikum und versprüht eine Laune, als hätte sie tatsächlich ihren Traum erfüllt: eine ausverkaufte Waldbühne in ihrer Geburtsstadt Berlin. Aber bis dahin dürfte es noch dauern, auch weil die meist besinnlicheren Songs wie "Leave Me Alone", das grausam langweilig arrangierte A-ha-Cover "Take On Me" oder das Chanson "Désolé" zusammen mit Graziellas gleichförmigen Gesangslinien in einem Klub schlicht untergehen.

So wird vom Publikum jeder schnellere Takt, jedes Dubliners-Gedächtnis-Gefiedel beglückt aufgenommen. Am Ende, nach 80 Minuten, bedanken sich Sängerin und Band artig. Gemessen an dem Aufwand, den Plattenfirma und Management in den letzten Monaten mit Stopps an jeder Hochglanz-Magazin-Milchkanne betrieben haben, an der teuer produzierten ersten Platte (Charts-Platz 60), an ebenso teuer eingekauften Songschreibern aus dem Umfeld von Paolo Nutini, James Morrisson und, klar, Annett Louisan ist das Ergebnis bisher doch noch ausbaufähig, sowohl künstlerisch als auch kommerziell. Aber immerhin war Udo Lindenberg da, für ein wenig gemeinsame Foto-Publicity mit Graziella. Er weiß, wie es geht, sich im Pop-Geschäft durchzusetzen. Vielleicht kann er Graziella noch etwas beibringen.