Mit 11.500 Besuchern feiert das zweite Hamburger Theaterfestival einen großen Erfolg. Mit acht Produktionen hat sich die Veranstaltung etabliert.

Hamburg. Das Spiel ist aus. "Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende", sagt Wolfram Koch als Clov. Ulrich Matthes zupft sich als Hamm das Tuch vom Gesicht: "Ich bin dran. Jetzt spiele ich!" Furios verhandelt die "Endspiel"-Inszenierung von Jan Bosse im St.-Pauli-Theater das "bloße Spiel", das Samuel Beckett sich vorstellte. Zwei Darsteller mimen die letzten Menschen. Diese hier, zwei ausgewiesene Könner ihres Fachs, werfen sich die verbalen Bälle nur so zu. Programmatischer als mit diesem Abend könnte der Schlusspunkt unter das zweite Hamburger Theaterfestival kaum ausfallen.

Knapp 11 500 Zuschauer besuchten die acht Produktionen und spülten die anvisierten 350 000 Euro zu den 500 000 Euro an Spenden und Sponsorengeldern in die Kasse. Zu 95 bis 98 Prozent waren die Inszenierungen ausverkauft. Im vergangenen Jahr war das Festival mit fünf Gastspielen und 9500 Besuchern gestartet. Im zweiten Jahr hat es sich etabliert. Das Hamburger Publikum goutierte erneut Spitzentheater auf Basis klassischer Stoffe, geschaffen von Regiekoryphäen und getragen von der ersten Riege deutschsprachiger Schauspielerpersönlichkeiten. Alle noch lebenden Regisseure nahmen ihren Schlussapplaus persönlich entgegen. Einige wie Martin Kusej oder Matthias Hartmann nutzten ihren Auftritt für Appelle zur Hamburger Kulturpolitik. Die Bande mit allen Häusern seien enger geworden, so Initiator und künstlerischer Leiter Nikolaus Besch. "Da passt kein Blatt Papier dazwischen. Wir sind Teil der Kulturszene. Unter einer Schieflage leiden wir alle."

Bewusst scheut das Hamburger Theaterfestival die Auseinandersetzung mit innovativen Ästhetiken. Hier kommt ausschließlich psychologisch feinnerviges Sprechtheater auf die Bretter. Und zwar eines, das wie etwa Kriegenburgs "Prozess" durch die Einladung zum Theatertreffen bereits geadelt ist. Besch ist hoch zufrieden. "Die Resonanz war enthusiastisch. Das haben auch die Ensembles gespürt." Es war auch ein Festival der Abschiede. Mit "Onkel Wanja" von Jürgen Gosch und "Mea Culpa" von Christoph Schlingensief haben die Hamburger das Vermächtnis zweier großer Regisseure erleben können.

Ein wirkliches Herzstück mit einem Festivalzentrum fehlt nach wie vor, bedingt auch durch die Anzahl unterschiedlicher Spielstätten. Nicht funktioniert hat der Transfer von Martin Wuttkes Goethe-Adaption "Gretchens Faust" vom intimen Foyer des Berliner Ensembles in die größte Kampnagel-Halle. "Die Akustik war nicht optimal", räumt Nikolaus Besch ein. Mit der "Herbstakademie" hat das Festival seinen Radius um Schauspielworkshops und Diskussionen erweitert. Im kommenden Jahr sollen weitere "Satelliten" folgen.