Auch ohne ihren angeheirateten Adelstitel würde Sunnyi Melles, 52, eine Aura der Aristokratie umgeben. Stets präsentiert sie sich mit vornehmer Blässe, die blonden Locken scheinen sich niemals zufällig zu kringeln.

Seit Melles eine Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn ist, spielt sie all die überspannten Millionärinnen und Salonkomikerinnen vielleicht noch eine Spur überzeugender. Die Mutter zweier Kinder, die abwechselnd in München und im österreichischen Fuschl lebt, gilt als eine der letzten großen Theaterdiven. Ihre Großmutter war ein ungarischer Stummfilmstar. Früh wurde die Tochter des emigrierten ungarischen Musikprofessors und Dirigenten Károly Melles und einer Schauspielerin mit Kunst infiziert. Nach ihrer Ausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule traf sie ihren Mentor, Regisseur Dieter Dorn, und folgte ihm 2003 ans Bayerische Staatsschauspiel. Sie glänzte als Buhlschaft im Salzburger "Jedermann", als Jelena in Tschechows "Onkel Wanja", als Isabella in Shakespeares "Maß für Maß" und im Kino.

Die Rolle der im Liebeswahn rasenden "Phädra" in Matthias Hartmanns Burgtheater-Inszenierung, die an diesem Wochenende in Hamburg gastiert, ist ein großes Solo für die Melles. Jede noch so nüchterne Regiearbeit würde durch die Glamour-Ikone, die schon von Lagerfeld abgelichtet wurde, veredelt. Psychosen und Hysterie vom Feinsten.