Sein Gesicht ist Programm. Schorsch Kamerun hat die schönste schrägste Visage der Hamburger Szene. Schiefe Nase, scharfer Blick. Als spiegele sich in seinem Konterfei bereits all das Nicht-Einverstanden-Sein, das der Künstler seit Jahrzehnten propagiert.

1963 als Thomas Sehl in Timmendorfer Strand geboren, gab er sich als Teenager einen neuen Namen. "Wir wollten etwas Größeres behaupten als die enge Umgebung, aus der wir stammten", sagt Kamerun. Eine parallele Welt zu der bürgerlichen erschafft er seit den 80ern mit der Band Die Goldenen Zitronen. Und der Golden Pudel Club, den er mitbegründete und der jetzt Jubiläum feiert, hat sich ebenfalls als Gegenspielstätte zum Establishment etabliert.

Was Kamerun auszeichnet, ist ein Mix aus nervöser Energie und Menschenfreundlichkeit. Eigenschaften, die ihm auch als Regisseur zugutekommen, seit er 2000 mit "Die Palette" am Schauspielhaus debütierte. Kapitalismuskritik ist sein Kernthema. Unter diesem Tenor folgten Engagements von Zürich bis München, wo er einige Jahre lebte. Jetzt zog Kamerun zurück an die Elbe. "Die Freiräume in Hamburg sind kleiner geworden. Aber man kann hier mit Einmischen immer noch viel bewegen", sagte er dem Abendblatt.

Die Schwarz-Weiß-Haltung des Punk hat Kamerun längst aufgegeben, kommentiert lieber klug unsere komplexe Welt. Radikal ist er aber immer noch. Man sieht es ihm an.