Am Buchmessen-Freitag kamen all die Stars, die Bodyguards brauchten. Und die Party bei Unseld war mal wieder die beste - ein Buchmessen-Fazit.

Frankfurt/Main. Lauter Höhepunkte gab es an den letzten Tagen der Frankfurter Buchmesse. Am Freitag kamen all die Stars, die Bodyguards brauchten: Helmut Kohl, der ehemalige Bundeskanzler, Petra Reski, die bedroht wird, weil sie über die Mafia schreibt. Und Thilo Sarrazin, der mit "Deutschland schafft sich ab" den rasantesten Bucherfolg der deutschen Geschichte schrieb (1,1 Million ausgelieferte Exemplare in sechs Wochen), war inmitten eines Dutzend von Personenschützern, die ihn wie eine Kapsel umgaben, kaum sichtbar. Er habe den Eindruck, so Sarrazin, das politische Establishment wolle ihn "systematisch bürgerlich vernichten".

Jonathan Franzen, der am Abend im Schauspiel las (am Mittwoch liest er in Hamburg auf Kampnagel, die Veranstaltung ist leider ausverkauft), wird ebenso von Fans umlagert wie der Israeli David Grossman, der am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Wenn man beide Bücher noch nicht kennt, fällt es schwer, sich für eines zu entscheiden - Franzens großartigen, hoffnungsvollen neuen Familienroman "Freiheit" oder Grossmans "Eine Frau flieht vor einer Nachricht". Der Roman erzählt von einer zerstörten Familie in Israel, vom alltäglichen Überlebenskampf in einer verwundeten Gesellschaft. Zum Bestsellerautor hat sich gerade auch Peer Steinbrück gemausert, den sich viele als nächsten Bundeskanzler wünschen. "Unterm Strich" heißt sein Buch, eine Bilanz der Krise. Beim Empfang des Hamburger Verlages Hoffmann und Campe lauscht er amüsiert einem Damengespräch über jüngere Liebhaber und sinniert: "Der Trend kommt wohl für mich zur falschen Zeit."

Viel gelobt wurde Jean-Philippe Toussaints "Die Wahrheit über Marie", die Geschichte einer Leidenschaft, die in Joachim Unselds Frankfurter Verlagsanstalt erscheint. Unselds Messeparty war wieder mal die beste. Dort konnte man mit Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth über Mütter plaudern, Verleger, Autoren, Kritiker oder Agenten treffen. Oder die halbe Nacht noch Musik machen. Die letzten Gäste gingen um sechs Uhr und torkelten nach Dusche und Kaffee um neun wieder auf die Messe.