Am Sonntag ermittelt das Münsteraner “Tatort“-Duo auf dem Spargelfeld. Im 18. Fall “Spargelzeit“ gerät Thiels Vater unter Mordverdacht.

Professor Boerne liebt es stilecht. Seinen Spargel genießt der exzentrische Rechtsmediziner nur in Kombination mit bestem Weißwein, perfekt gekühlt, versteht sich. Doch bis die Kellnerin das zu seiner Zufriedenheit hinbekommt, muss der Professor auch schon wieder weg - zum Tatort : Die Frau eines Spargelbauern liegt tot auf einem Feld, erstochen - wie sollte es anders sein - mit einem Spargelmesser.

Der 18. Fall ("Spargelzeit") des ungleichen "Tatort"-Duos Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) startet mit Schwung und viel Witz - und bleibt zunächst der bewährten Münsteraner Linie treu. Dazu gehört auch, dass einer der Hauptcharaktere persönlich in den Fall verwickelt ist. Diesmal ist es Thiels Hippie-Vater Herbert (Claus D. Clausnitzer), der als erster Verdächtiger infrage kommt.

Der allzeit klamme Taxifahrer hatte sich zur Tatzeit auf einem Spargelfeld nahe des Tatorts herumgetrieben, um für sich und den Sohn das gemeinsame Abendessen zu besorgen. Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) ist wenig begeistert. In gewohnt schroffer Manier schärft sie dem Kommissar mit ihrer Reibeisenstimme ein, "dass alles streng nach Vorschrift läuft". Also steckt Thiel den eigenen Vater erst einmal in U-Haft.

Doch die Ermittlungen auf dem malerischen Gutshof zeigen dem Kommissar, der von Assistentin Nadeshda (Friederike Kempter) verdeckt auf dem Spargelfeld unterstützt wird: Die Liste der Verdächtigen ist lang. Da ist etwa der unzugängliche Gutsherr Pütz (überzeugend: Jörg Hartmann), der kurz vor dem Mord von seiner Frau betrogen wurde und nur an seine Ernte denkt.

Oder die Saisonarbeiter aus Osteuropa. Die stehen im Dorf sowieso unter Generalverdacht, seit die 15-jährige Tochter des Hauses Julia (Matilda Merkel) vor zwei Jahren zur Erntezeit von einem Unbekannten vergewaltigt wurde. Der Täter ist bis zum heutigen Tage nicht gefunden.

Mit diesem Handlungsstrang schaffen die Drehbuchautoren Peter Zingler und Jürgen Werner einen Münster-"Tatort", der ernsthafter und stiller ist, als man es von den meisten seiner Vorgänger gewohnt ist. Auch der sonst so selbstverliebt plappernde Professor Boerne hält sich diesmal in den richtigen Momenten zurück - und beweist zur Überraschung von Thiel Einfühlungsvermögen.

Und so humoristisch dieser "Tatort" beginnt, so überraschend spannend, ja auch ein bisschen ergreifend wird er im weiteren Verlauf. Nervige Belehrungen von Boerne (diesmal zum Thema Spargel) gibt es ebenso wie seine Beleidigungen gegen die kleinwüchsige Assistentin Alberich (ChrisTine Urspruch), die sich kurzerhand mit seinem Sportwagen vom Acker macht. Und natürlich kommen auch Wortgefechte zwischen dem schnöseligen Rechtsmediziner und dem bodenständigen Kommissar nicht zu kurz.