Blind Guardian aus Krefeld ist eine der populärsten deutschen Metalbands. Doch leider ließ sie in der leeren Sporthalle viele Klassiker aus.

Hamburg. Metalfans sind alles andere als Konformisten, aber Kutte muss schon sein. Die mit Aufnähern quer durch die Metalgeschichte geschmückten Jeans- und Lederwesten, in den 90ern eher verpönt, erfreuen sich seit einigen Jahren wieder starker Beliebtheit, sei es bei schütter behaarten Szene-Veteranen oder 15 Jahre jungen Nachwuchsfans. So erschien am Mittwoch in der Sporthalle auch ein "Tigger"-Kuscheltier (der Freund von Pu dem Bären) stilecht mit Kutte und Intimpiercing zum Auftritt der Krefelder Metalhelden Blind Guardian.

Das Docks hätte allerdings gereicht. Obwohl Blind Guardian vor wenigen Wochen mit dem neunten Album "At The Edge Of Time" den zweiten Platz der Albumcharts eroberte und nächstes Jahr mal wieder Headliner in Wacken sein wird, verloren sich keine 2000 Besucher im Alsterdorfer Sportpalast. Aber vielleicht haben Sänger Hansi Kürsch und seine Jungs ihre beste Zeit auch hinter sich.

Zwischen 1988 und 1998 schüttelte Blind Guardian Hymne auf Hymne aus dem Ärmel: "Journey Through The Dark", "Born In A Mourning Hall", "Into The Storm" - überschallschnell zum Refrain galoppierende Brecher, die man nach dem ersten Hören mitsingen kann und nie mehr vergisst. Und die in der mal wieder mies ausgesteuerten Sporthalle doch sehr stark vermisst wurden. Die Setliste war jedenfalls bei anderen Konzerten der Tour attraktiver.

Natürlich hatten die Blinden Wächter aus der Sicht der Hardcore-Anhänger keine wirklichen Ladenhüter im Programm. Ob neues Material wie "Sacred Worlds" und "Fly" oder Klassiker wie das immer noch unvergleichlich schöne "Nightfall" oder das finale "Imaginations From The Other Side" - die Teufelsfäuste wurden zwei Stunden lang artig gereckt, die Mähnen belüftet, die Bierfässer entlüftet.

Und dass die anwesenden Freunde der Eisen-Oper bei "Valhalla" oder der Uralt-Ballade "The Bard's Song - In The Forest" den Gesang übernahmen, ist gut gepflegte Tradition. Trotzdem hat man Guardian schon mitreißender erlebt. Aber bis Wacken ist ja noch genug Zeit, um am Programm zu feilen.

Blind Guardians Setliste:

Sacred Worlds

Welcome To Dying

Nightfall

Fly

Time Stands Still (At The Iron Hill)

Traveler In Time

Tanelorn (Into the Void)

Valhalla

Lord Of The Rings

Turn The Page

A Voice In The Dark

Mirror Mirror

Punishment Divine

The Bard's Song - In The Forest

Wheel Of Time

Imaginations From The Other Side