Der Musiker legt mit seinem 19. Soloalbum “Clapton“ musikalische Memoiren vor. Eine erstaunlich frische Rückbesinnung.

Ein Name wie eine Marke. Kurz und prägnant. "Clapton" heißt das neue Album von Eric Clapton. Sieben Buchstaben, hinter denen sich Rockmusikgeschichte , Virtuosität und scheinbar nie versiegende Kreativität verbirgt. Zwar heißt eine der Nummern "Rocking Chair", und Clapton hat in diesem Jahr auch das Rentenalter von 65 erreicht, doch für einen Schaukelstuhl ist es noch viel zu früh für diesen immer noch rastlosen Musiker.

"Clapton", sein 19. Soloalbum, ist einerseits ein Blick zurück, andererseits ein Schritt vorwärts. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere beschäftigt "Slowhand" sich mit Jazz-Kompositionen und das eher zufällig. Während der Aufnahmen musste Clapton ins Krankenhaus, um sich Gallensteine entfernen zu lassen. In der Rekonvaleszenz fielen ihn zwei alte Fats-Waller-Nummern ein, fröhliche Lieder aus der frühen Phase des Swing. Claptons Produzent kontaktierte den Pianisten und Waller-Experten Allen Toussaint, weitere Jazzmusiker wie der Trompeter Wynton Marsalis und der Posaunist Trombone Shorty wurden eingeladen, und man nahm "My Very Good Friend The Milkman" und "When Somebody Thinks You're Wonderful" auf, allerbesten New-Orleans-Jazz, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Spelunken und Bordellen im French Quarter von New Orleans ertönte.

Eric Clapton und Steve Winwood verzaubern Zuschauer

Auch an "Autumn Leaves", jene berühmte Jazz-Ballade mit dem Text von Nat King Cole, hat Clapton sich herangewagt und liefert eine respektable Interpretation. "Dieser Song darf ruhig etwas schmalzig sein, man muss ihn nur richtig spielen. Mit einer Prise Funk funktioniert er", findet er. Stimmt.

Berühmt wurde Clapton jedoch als Blues-Gitarrist . Ein wenig klingt "Clapton" nun auch wie seine Memoiren, wie eine Rückbesinnung, aber auch erstaunlich frisch und gegenwärtig. Die Yardbirds und John Mayall's Bluesbreakers zum Beispiel waren seine ersten Stationen Mitte der 60er-Jahre in England. Auf seinem aktuellen Werk hat er ein paar alte Goldstücke des frühen Blues ausgegraben und in zeitgenössische Versionen übertragen. "Can't Hold Out Much Longer" von Little Walter ist so eine Nummer oder auch das Eröffnungsstück "Traveling Alone". Es rollt in mittlerem Tempo dahin wie eine Eisenbahn, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wichtiges Fortbewegungsmittel der Hobos genannten Wanderarbeiter. Wanderschaft und Alleinsein waren wichtige Themen in den Blues- und Folk-Songs der damaligen Zeit. In diesen Bearbeitungen zeigt Clapton, welch herausragender Gitarrist er immer noch ist.

Eric Clapton: Clapton (Warner Music)