Ein Kommentar von Heinrich Oehmsen

Als die Rockmusik in den späten 60er-Jahren immer populärer wurde und der Star Club zu klein, wurde die Laeiszhalle (damals noch Musikhalle) zum Hotspot der Rockmusik. Jimi Hendrix ließ hier seine Stratocaster aufheulen, Keith Emerson spielte drei Keyboards gleichzeitig, Billy Cobham zersplitterte so viel Schlagzeugstöcke, dass man Angst um den deutschen Wald haben musste. Seit den 80er-Jahren sind Rockkonzerte in der ehrwürdigen edlen Halle weniger geworden, weil es nun das CCH, die Sporthalle und große Klubs wie Docks und Große Freiheit gab.

Doch Rockmusik braucht nicht zwangsläufig Orte, an denen Bierkonsum und Raucherbereich oft wichtiger sind als das, was auf der Bühne geschieht. Es gibt eine ganze Reihe von Bands, die man sich in einer bestuhlten Halle wünscht, um konzentriert zuzuhören und nicht aufzuschrecken, wenn wieder ein Glas mit Getöse zerspringt. Das Konzert der amerikanischen Band Wilco in der Laeiszhalle war ein Beispiel dafür, wie der Ort mit seiner grandiosen Akustik erst die Komplexität der Kompositionen zwischen extremer Lautstärke und zerbrechlicher Stille hörbar machte. Das Publikum war mindestens genauso konzentriert wie der Musikfreund, der sich an Mahler oder Mozart delektiert.

Wenn in Zukunft die Elbphilharmonie die Spielstätten der Stadt bereichert und überragt, wäre das auch für Rockmusik wie die von Wilco und anderen ernst zu nehmenden populären Künstlern ein perfekter Ort. Und gleichzeitig ein Schritt zu mehr Vielfalt in einem vor allem als Klassiktempel apostrophierten Musikhaus.