Ein Kommentar von Thomas Andre

Klaus-Michael Kühne ist, jetzt im zweiten Jahr, ein Mann der Literatur: Sein Geld holt renommierte Autoren nach Hamburg. Es ist gut angelegt, denn das Harbour Front Festival entwickelt sich ganz prächtig, und so dürfte der nicht unbedingt anspruchslose Mäzen mit der Verpflichtung des früheren Ringers John Irving deutlich zufriedener sein als mit der mancher Fußballer, die der HSV mithilfe der Spediteursmillionen nach Hamburg transferierte.

20 000 Zuhörer kamen zum zweiten Literaturfest am Hafen - 4000 mehr als 2009. Das Programm war gut, wartete mit literarischen Größen wie Michael Kleeberg und Joshua Ferris auf, ohne auf Publikumsmagneten aus dem leichten Fach wie Ildikó von Kürthy zu verzichten. Literatur, die privateste aller Künste, kann auch im Kollektiv ein Ereignis sein.

Trotzdem ist das Festival von privaten Geldgebern abhängig, und dass die ihr Engagement automatisch fortsetzen, ist nicht gesagt. Ein Sponsor wie Kühne bleibt nur gebefreudig, wenn auch die Kommune mit im Boot ist. Angesichts neuerlicher Sparüberlegungen ist das nicht gesagt. Wer über Generalintendanten im Theater nachdenkt, will vielleicht auch irgendwann Lese-Festivals aus dem Etat streichen. Hamburg hat zwei davon, eines im Frühjahr, eines im Herbst: die Vattenfall Lesetage und Harbour Front. Sie sind beide zu Recht etabliert. Der neue Kultursenator behauptet beruhigenderweise, ein Leser zu sein. Na also.