Beweisen muss sich Moritz Bleibtreu schon lange nichts mehr. Nicht wie damals in der Schulzeit, als er der Kleinste in der Klasse war, schmächtig und schwächlich. Aus dem Opfer ist ein Macher geworden. Einer, der im Leben seinen Platz gefunden hat als Vater eines beinahe zweijährigen Sohnes und in seiner Film-Karriere bislang nur einen Weg kannte: steil nach oben. Dem fröhlichen Kiffer in "Lammbock" folgte der Sexsüchtige in "Agnes und seine Brüder", im vergangenen Jahr spielte er Andreas Baader als Kotzbrocken mit Charme, aktuell Hitlers Propaganda-Minister Goebbels in "Jud Süß". Jeder Versuch, einen roten Faden in seine Filmografie zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt: Bleibtreu ist ein Instinkt-Schauspieler. Und ein Trüffelschwein, wenn es darum geht, Qualität im deutschen Kino aufzuspüren.

Gute Gene? "In Bezug auf das Leben war meine Mutter der einzige Ratgeber, den ich hatte. Wenn sie sagte, 'falsche Richtung', dann wusste ich, sie hat recht", sagte der 39-Jährige über seine verstorbene Mutter Monica Bleibtreu. Bei ihrem letzten großen Auftritt dankte sie vor einem Millionenpublikum ihrem einzigen, mit den Tränen kämpfenden Sohn, "von dem ich mehr gelernt habe als von irgend jemandem". Mehr Emotion war selten im deutschen Fernsehen. Im Kino bringt Moritz Bleibtreu sie in schöner Regelmäßigkeit auf die Leinwand: Augenblicke des Bewegtseins, des Mitempfindens.