Der Anruf aus Hamburg gestern am frühen Morgen löste so etwas wie ein emotionales Beben in Inger-Maria Mahlke aus. Sie brach in Tränen aus, die 33-jährige Schriftstellerin, die man so ungern als "Nachwuchsautorin" bezeichnen möchte, obwohl sie genau das irgendwie ist. Eine Dame vom Harbour-Front-Festival überbrachte die frohe Kunde: Inger-Maria Mahlke ist die erste Gewinnerin des Klaus-Michael-Kühne-Preises, der künftig jährlich den besten Debütroman eines deutschsprachigen Autors prämieren soll.

Ein dolles Ding für die studierte Juristin, der mit "Silberfischchen" ein makelloses Prosawerk gelungen ist. Vergangene Woche las die gebürtige Hamburgerin, die es im zarten Alter von elf Monaten nach Lübeck verschlug, auf der "Cap San Diego" aus ihrem dunklen, komischen und verblüffenden Werk; mit einer sinnlichen Stimme, die die Zigarettenraucherin verriet. Mädchenhaft wirkte sie, die eine sehr gute Vorleserin ist, und ihr Buch ist eher keine Gutenachtgeschichte, sondern ein psychologisch ausgefeiltes Kammerstück über schwarzgalliges Alt- und Verbittertsein. Davon ist Mahlke weit entfernt. Die 5000 Euro Preisgeld, sagt die Wahlberlinerin, "bringen mir zwei Monate, in denen ich ausschließlich schreiben kann". Für "Silberfischchen" hatte sie sich wochenlang eingeschlossen, am Textkörper gemeißelt, vieles verworfen, überarbeitet. Jetzt der Lohn - was für ein Debüt!