Bei Abrahams, der Galerie der Woche, sind die naiv-beschwingten Figuren des Rheinländers Clemens Pasch zu sehen.

Neustadt. Ungezwungen und heiter, eher volksnah als kritisch organisierte sich die Kunst im prosperierenden Nachkriegsdeutschland. Nach den dunkelsten Stunden des Landes war die Sehnsucht groß nach einem Neubeginn, nach dem Abwerfen von Ballast.

Einer, der im Rheinland mit figürlich-heiteren Plastiken Karriere machte, war Clemens Pasch. Die Galerie Abrahams erinnert jetzt anlässlich seines 100. Geburts- und 25. Todestags an die rheinische Frohnatur, die vor allem in seinem plastischen Oeuvre zum Ausdruck kommt. Paschs Klein- und Großbronzen, viele von ihnen für den öffentlichen Raum entworfen, erzählen vom vielseitigen Bemühen um eine unbeschwerte Leichtigkeit des Seins. Ein Junge, der auf einem freischwebenden Balken lehnt, eine Tänzerin mit dynamischem Bein- und Armschwung, zwei plaudernde Mädchen auf einem Zaun oder eine voluminöse Wäscherin auf einer Drehscheibe: Diese Figuren gehorchen nicht mehr der Schwerkraft politischer Ideologien.

Stattdessen macht sich in ihnen der Wunsch bemerkbar, einfach sie selbst zu sein. Etwas verspielt und lebensbejahend, leicht manieriert, aber humorvoll bodenständig präsentieren sie sich. Ihnen ist anzusehen, dass sie nicht anecken, sondern vielmehr den Menschen freundlich ansprechen wollen.

Spätestens in den 70er-Jahren aber war diese Form der öffentlichen Kunst zu brav geworden für die neue Kunst, die um globale Politisierung rang. Heute, da sie nicht mehr in der Gefechtslinie eines Generationswechsels steht, gewinnt sie wieder an Qualitäten, die sich überwiegend in dem zwar naiven, aber doch sehr lustvollen Blick auf Gestalt und Figur auszeichnen.

Pasch, der sich erst spät zu einer Karriere als Bildhauer entschloss, begann zunächst mit der Zeichnung, Grafik und Malerei. Vor allem in der Zeichnung - einige Beispiele sind ebenfalls in der Galerie zu sehen - zeigt sich der Künstler an Alten Meistern wie Rubens orientiert. Hier geht Pasch klassisch statt modernistisch wie mit seinen Skulpturen vor. Ganz dem damaligen Zeitgeschmack verpflichtet, gibt sich Pasch übrigens in seinen frühen Werken als Werbegrafiker zu erkennen: mit fetzigen, dynamisch aufgeladenen Werbe- und Filmplakaten, die heute an schon längst vergessene Titel wie "Lockspitzel Asew", den Sittenfilm "So endete eine Dirne" oder den tollen Liebeswirbel "Latabar - Der Bräutigam aus Teheran" erinnern.

Galerie Abrahams Di-Fr 11.00-18.00, Sa 11.00-16.00, nach Vereinbarung, Fehlandtstraße 50 (U Stephansplatz, S Dammtor), T. 35 26 57; Infos im Internet unter www.galerie-abrahams.de

Leichtigkeit und Lebensnähe. Clemens Pasch (1910-1985). Zum 100. Geburtstag des Düsseldorfer Bildhauers, zu sehen bis 18.9.