Kultursenatorin Karin von Welck ist mit dem Versuch gescheitert, Kunsthallen-Chef Gaßners Vertragsverlängerung zu verhindern

Hamburg. Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner wird weiterhin im Amt bleiben. Nach dem Willen der scheidenden Kultursenatorin Karin von Welck sollte auf der gestrigen Stiftungsratssitzung in der Kunsthalle darüber entschieden werden, ob die Vertragsverhandlungen mit Gaßner weitergeführt werden. Doch es kam anders.

Kulturbehördensprecher Stefan Nowicki teilte auf Nachfrage mit: "Die Senatorin hat noch vor dem Einstieg in die Tagesordnung festgestellt, dass der Punkt der Vertragsverlängerung mit Herrn Gaßner heute nicht entschieden werden soll. Denn in eine solch weitreichende Entscheidung möchte sie auch ihren Nachfolger bzw. ihre Nachfolgerin einbeziehen."

Nach Abendblatt-Informationen ergibt sich freilich ein anderes Bild: Die Senatorin und vier weitere Behördenvertreter waren zwar gestern pünktlich um 10 Uhr in der Kunsthalle erschienen, doch da mit dem Bremer Kunsthallen-Chef Wulf Herzogenrath (externer Sachverständiger), Ekkehard Nümann (Vertreter der Freunde der Kunsthalle) und Andrea Joosten (Kunsthallen-Personalrat) drei der sechs stimmberechtigten Stiftungsratsmitglieder nicht anwesend waren, erwies sich das Gremium als nicht beschlussfähig. Daraufhin wollte Karin von Welck eine neue Sitzung für kommenden Montag oder Dienstag anberaumen, musste sich aber belehren lassen, dass die Regularien eine 14-tägige Ladungsfrist vorschreiben. Der Vorschlag der Senatorin, die Sitzung dann eben in drei Wochen abzuhalten, stieß auf allgemeines Unverständnis, denn am kommenden Mittwoch tritt Karin von Welck zurück. Fest steht, dass sie in der ihr noch verbleibenden Amtszeit keinen Stiftungsratsbeschluss mehr herbeiführen kann, der Gaßners Vertragsverlängerung verhindert. Wie das Abendblatt weiter erfuhr, hat Hubertus Gaßner den Anschlussvertrag, den er bisher aufgrund von persönlichen Haftungsklauseln eigentlich als unannehmbar betrachtet hatte, am Mittwochnachmittag völlig unerwartet unterschrieben in der Kulturbehörde abgegeben. Er hatte den Vertrag zuvor jedoch nicht pauschal abgelehnt, sondern lediglich über einige strittige Details verhandeln wollen - was kein ungewöhnlicher Vorgang ist.

Zunächst hatte Karin von Welck auch einem noch für 24. August geplanten Verhandlungstermin zugestimmt, diesen aber am 2. August überraschend wieder abgesagt. Gaßner ließ sich zunächst von dem Berliner Anwalt und Vorsitzenden des "Vereins der Freunde der Berliner Nationalgalerie", Peter Raue, juristisch beraten, wechselte aber inzwischen zu dem Hamburger Arbeitsrechtler Ivo von Trotha.