Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Musste das sein? Musste die scheidende Kultursenatorin tatsächlich noch in letzter Minute versuchen, eine offene Rechnung zu begleichen? Mit dem Versuch, die Vertragsverlängerung von Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner wenige Tage vor ihrem Rücktritt noch zu verhindern, ist Karin von Welck auf blamable Weise gescheitert. Dabei ist sie in eine eigene Falle getappt: Allein durch die von ihr erst vor Wochen gegen heftige Widerstände durchgesetzte Verkleinerung der Museumsstiftungsräte war es überhaupt möglich, dass das Fehlen von nur drei Mitgliedern schon zur Beschlussunfähigkeit führen konnte.

Aber es geht weniger um Formalien als vielmehr um das merkwürdige Amtsverständnis einer Politikerin, die sich - etwa mit der Erhöhung des Hamburger Kulturetats - unbestreitbare Verdienste erworben hat, nun aber im Begriff ist, ihren ursprünglich so guten Ruf weitgehend zu verspielen.

Mag ja sein, dass sie den Kunsthallen-Chef für illoyal hält, ihn aber nur wenige Tage vor ihrem Rücktritt noch abservieren zu wollen wirkt für Kenner der Museumsszene kaum wie eine kulturpolitisch motivierte Entscheidung, sondern hat eher das unschöne Odium eines Racheaktes.

Von Welcks gestrige Erklärung, sie wolle in die Entscheidung über Hubertus Gaßners Zukunft "auch ihren Nachfolger bzw. ihre Nachfolgerin einbeziehen", nährt freilich grundsätzliche Zweifel am politischen Taktgefühl der Noch-Senatorin: Eigentlich sollte sie wissen, dass ihr eine solche Entscheidung nicht mehr zusteht, sondern dem künftigen Präses der Kulturbehörde. Vielleicht muss sich Karin von Welck noch an den Gedanken gewöhnen, dass sie ab kommenden Donnerstag nicht mehr Kulturpolitikerin ist, sondern in diesem Fall nur kulturinteressierte Privatperson.