15.000 Fans werden am Wochenende zu dem Festival in Wilhelmsburg erwartet. Gestern rockten Wir sind Helden, morgen kommt Jan Delay.

Hamburg. Um Feinheiten geht's nicht bei einem Rockfestival, eher schon: um die derbe Rille. Während die Band mit dem seltsamen Namen Terrible Eagle ihren Soundcheck machte, rollte der Trecker noch über den vor der Bühne aufgeschütteten Sand und hinterließ seine Spur im Geläuf, auf dem sich an diesem Wochenende mehr als 15 000 Musikfans einfinden werden.

Das Dockville-Festival findet zum vierten Mal in Wilhelmsburg statt, und das mit allem, was dazugehört, wenn sich die Popkultur eines Raums bemächtigt. Es stehen Bühnen da, wo sonst industrielle Brachflächen nutzlos liegen. Es werden Gitarrenwände eingezogen, wo sonst der Wind durch die Landschaft fährt. Und während ein Rockfestival immer erst einige Stunden braucht, um sich aus seiner aus Aufgeregtheiten, Zeltplatz-Hektiken und Standaufbau-Dringlichkeiten bestehenden Hülle zu schälen, stehen die ersten Bands schon auf der Bühne.

Im Falle des Dockville-Festivals: auf den Bühnen. Die große haben sie jetzt "Großschot" getauft. Die Festivalmacher nennen ihre immer größer gewordene Veranstaltung charmant "MS Dockville". Die Elbe fließt ja direkt nebenan, dürfte die aus ganz Europa und Amerika angereisten Musiker freilich nicht interessieren, besonders wenn sie wie die schon recht früh auftretenden Bands Ja, Panik (auf der "Vorschot"-Bühne) und Villagers erst einmal alles geben müssen, um das sich peu à peu einfindende Publikum für sich zu gewinnen. Namentlich die österreichische Band Ja, Panik hätte man sich in der Tat zu späterer Stunde gewünscht, sie sind intellektuell herausfordernd, können dabei auch amtlich rocken. Die sehr jungen Menschen, die da gestern etwas müde den Wahlberlinern applaudierten, waren gedanklich wohl schon bei den Partykrachern von Frittenbude, doch die spielen erst heute.

+++ Das Dockville-Festival: Pop, Art, Party und ein bisschen Ponyhof +++

Eine undankbare Aufgabe, ein Festival eröffnen zu müssen. Der Ja, Panik- Hit "Alles hin, hin, hin" sollte allerdings nicht die Hymne dieses Wochenendes werden. Der Boden ist so komfortabel und wunderbar begehbar! Es ist aber auch mal Regen angekündigt. Hellsichtige liefen schon gestern Abend in leuchtenden Stiefeln herum.

Villagers-Mann Conor J. O'Brien ist Ire und oft ein Mann der leisen Töne. Sein Auftritt gestern bewies zum einen, dass der Mann mit seinem Projekt Villagers etliche bezwingende Songs im Programm hat. Zum anderen: Auch Leisetreter brauchen E-Gitarren, um sich Gehör zu verschaffen. Die haben Wir sind Helden natürlich im Repertoire , ihr Auftritt war für den späten Dockville-Abend am Freitag angekündigt - der Höhepunkt an Tag eins. Heute Abend spielt die englische Band Klaxons, am Sonntag Lokalmatador Jan Delay. Und zwischendurch noch jede Menge größere und kleinere Bands, die auf das enthusiastische Publikum zählen können: Man muss halt erst in Schwung kommen.

+++ Das Dockville Festival: im Internet mit Bildern, Blog und Berichten: www.abendblatt.de/dockville +++