Heute Abend läuft “Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel“ im Fernsehen, eine altmodische Detektivgeschichte.

Hamburg. Rätsel gelöst haben die Detektive von den "Drei Fragezeichen" auf phänomenale und immer clevere Art und Weise, aber sie gaben auch Rätsel auf: Alfred Hitchcock stand da doch immer (und steht immer noch) als Autor der Jugendkrimireihe auf dem Schutzumschlag der Bücher. War das nicht der Vogel mit den "Vögeln"? Das fragte man sich, kaum, dass man im Spätprogramm des ZDF mal einen Hitchcock gesehen hatte. Aber Hitchcock schrieb natürlich nie Jugendbücher, genauso wenig wie Justus Jonas (im englischen Original: Jupiter Jones) jemals einen doofen Gedanken hatte.

Die, und jetzt benutzen wir die korrekte und stets etwas umständliche Schreibweise, "Die drei ???" also, sie waren immer schon das Ergebnis kollektiver Fantasien. Hinter dem Moniker Hitchcock, der Anfang der Sechzigerjahre noch aufmerksamkeitsheischender war als heute, versteckten sich viele Ghostwriter. Am Anfang waren es US-Autoren, dann, seit den Neunzigerjahren, solche aus Deutschland und Österreich, die die Saga der halbwüchsigen Detektive fortschrieben.

Im deutschsprachigen Raum sind Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews immer schon besonders beliebt, was vor allem daran liegt, dass nicht nur immer neue Fans nachkamen, sondern vor allem die alten nie zu alt wurden für die Abenteuergeschichten der im fiktiven kalifornischen Örtchen Rocky Beach lebenden Jugendlichen. Der Ruhm des pfiffigen Triumvirats rührte besonders von der Ende der Siebziger begonnenen Hörspielserie. Die mittlerweile 139 Folgen wurden millionenfach verkauft. Drei Viertel der Hörer sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Seit vielen Jahren ziehen die Sprecher mit einer Live-Hörspiel-Show durch die Lande.

Zuletzt gipfelte die Werkgeschichte in einem Kinofilm, der von Studio Hamburg realisiert wurde. "Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel" lief Ende 2007 im Kino.

Sehen wollten ihn immerhin 900 000 Zuschauer; nicht schlecht angesichts der Tatsache, dass 14-Jährige die Hauptrollen spielten und die elf Millionen Euro teure Adaption ein gänzlich unironischer Kinder- und Jugendfilm wurde. Wahrscheinlich hatten sich die Macher von Studio Hamburg trotzdem mehr Kinobesucher erhofft, geplant wurde ein umfangreiches Merchandising und eine Fernsehserie. Vor einem Jahr lief der zweite Teil "Das verfluchte Schloss", der dritte, "Die silberne Spinne", stand zunächst auf dem Prüfstand, soll aber abgedreht werden.

Heute Abend läuft die erste für die Leinwand bearbeitete Version des von Fans nahezu kultisch verehrten Stoffes auf Sat.1. Für Jugendfilme ist jetzt Hochsaison, wo hinsichtlich der jüngeren Fans Schulferien ein längeres Aufbleiben rechtfertigen. Die Fassung des Münchner Regisseurs Florian Baxmeyer ist auch garantiert nicht zum Einschlafen, sondern eine zeitgemäße Mischung aus James Bond und Indiana Jones, auf jeden Fall aber eine actionreiche Angelegenheit. Gedreht wurde der Film in Südafrika, man sieht weiße Villen und schwarze Townships.

Auf Einladung von Peters Vater weilen die drei Detektive in dem fremden Land. Auf der vor Kapstadt gelegenen "Geisterinsel" soll ein Vergnügungspark errichtet werden. Dann taucht ein Ungeheuer auf, es kommen Menschen mit zwielichtigen Interessen, es gibt Verletzte und ein großes Rätsel. Ist tatsächlich ein Einheimischer für den Anschlag auf die Projektchefin verantwortlich? Lösen können den Fall natürlich nur die Gäste aus Kalifornien, sie tun das auf ihre Weise.

Die Visualisierung der Detektivabenteuer war ein Wagnis, wie immer, wenn die Fantasie von Rezipienten auf die harte Probe des "Realitätsabgleichs" mit einer anderen Kunstform gestellt wurde. Denn Justus, Peter und Bob hatte man doch bislang immer nur gehört. Oder, in einer seltsam-interessanten Mischform der Genres, als Hörspiel live auf der Bühne erlebt.

Die Tourneen führten Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich, die nachgerade berühmten Sprecher der "Drei ???", in ausverkaufte Häuser. Höhepunkt war 2004 die Aufführung vor 12 000 Fans in der O2 World (der damaligen Corlorline-Arena). Der in den Live-Hörspielfassungen erzielte Effekt war gänzlich anders als der in den Filmen. Die live vorgeführten Abenteuer waren ein verspiegeltes Unternehmen, in dem alle miteinbezogen wurden: die Reaktion des Publikums und das Zusammenspiel der Sprecher. Die saßen zwar da vorne und spielten ihre Rolle, sahen dabei aber recht erwachsen aus. Außerdem rührten sie sich nicht von der Stelle, so sehr doch die Handlung nach körperlichem Einsatz verlangte. So wohnte man einer "Show" bei, die starke parodistische Züge hatte.

Die fehlen im Kino, wo das Versprechen, mit einer Geschichte (lediglich) zu unterhalten, nicht gebrochen wird, wo man sich für eine Eintrittskarte eine Fiktion kauft. Die altmodische Detektivgeschichte, die von den Kritikern gelobt wurde, hielt aber einen Querverweis bereit: in den Cameo-Auftritten von Rohrbeck und Fröhlich.

Dass Justus in "Das Geheimnis der Geisterinsel" ein Mädchen küsst, überforderte manch alten Fan. Und war wohl wirklich nur im Film darstellbar; sonst wäre der Detektiv vielleicht auch schon im Hörspiel in den Genuss eines Kusses gekommen.

"Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel" Sat 1, 20.15 Uhr