Ein Streifzug durch vier Vorstellungen beim Kaltstart-Festival

Hamburg. Viel Akrobatik für einen Theaterabend. Schweißtreibende Körperarbeit war angesagt bei den vier Gigs an unterschiedlichen Spielorten des Kaltstart-Festivals. Turnen kann Sinn machen - oder auch nicht. Aglaia Veteranyis Autobiografie eines heimatlosen Zirkuskindes, "Warum das Kind in der Polenta kocht", hat das Artistentrio vom Ballhaus Rixdorf als Hindernisrennen missverstanden und illustrierte es mit unbeholfenen Kunststückchen. Das Giessener PACK-Kollektiv verpackte sich in einen Stretchschlauch, robbte in der Body-Performance "Während sie" über den Boden der Bar-Rossi-Lounge "13. Stock" als ein "endloser Körper" - und erinnerte fatal an singende Wiener Würstchen, die dann getrennt hilflos im Raum umhertaumeln. Die Slackers im Foolsgarden nahmen sich beim manischen Klubtanz-Hampeln wenigstens selbst auf die Schippe. Doch am meisten Mut zum Absturz bewiesen Alexandra Lowygina und Felix Lampert in Arne Nobels assoziativem Rock-Trash-Fieber-Rausch "Nach Troja I" von der in Bochum angesagten Off-Bühne Rottstr. 5. Paris und Helena, Grund für zehn Jahre Trojanischen Krieg, stürzten sich mit Capoeira und Wasserpfeife in den Sextrip, zappten irr und wild hin und her zwischen Afghanistan und Antike.

Kann man nur den jungen Kollegen von der locker, treffsicher und pointiert geschriebenen, kurz: lesenswerten (!) Festival-Zeitung zustimmen: "Das Kaltstart ist eben eine Wechseldusche der Gefühle, ein verfluchtnochmal EX-TRE-MES Festival, vollgestopft, himmelhochjauchzend, betrunken - und eben auch mal betrübt. Das eine geht nicht ohne das andere - das ist Theater, und es ist gut so."

Kaltstart heute Striptease 2010, 19 Uhr, Waagenbau; Woyzeck, 20 Uhr, Kulturhaus 73, Karten T. 428 38 41 65